Früherer rumänischer Präsident Iliescu mit 95 Jahren gestorben

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Der frühere rumänische Präsident Ion Iliescu ist tot. Er starb nach einer Lungenkrebs-Erkrankung im Alter von 95 Jahren, wie die Regierung in Bukarest am Dienstag mitteilte. Iliescu war 1990 nach Jahren der kommunistischen Diktatur der erste demokratisch gewählte Präsident Rumäniens und führte sein Land 2004 in die Nato. Er war zuletzt 2017 öffentlich aufgetreten, als ihm die Staatsanwaltschaft Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorwarf.

Iliescu war seit Juni wegen seiner Krebserkrankungen in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Bukarest behandelt worden. Das Krankenhaus hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, sein Zustand sei „kritisch“.

Der am 3. März 1930 geborene Politiker begann seine Karriere als Jugendminister unter dem damaligen rumänischen Diktator Nicolae Ceausescu. In den 1970er Jahren wandte sich Ceausescu von ihm ab, Iliescu verlor sein Amt. Als Ceausescu im Dezember 1989 durch die Rumänische Revolution gestürzt wurde, kam Iliescu unter bis heute unklaren Umständen an die Macht und ernannte sich selbst zum Chef der neu gebildeten Übergangsregierung.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

In den ersten demokratischen Wahlen Rumäniens im Mai 1990 fuhr er einen Erdrutschsieg ein. Die Rumänierinnen und Rumänier bestätigten ihn 1992 für weitere vier Jahre im Amt. Die folgenden Wahlen im Jahr 1996 verlor Iliescu, wurde aber 2000 für eine verfassungsmäßig letztmögliche Amtszeit wiedergewählt. Er führte sein Land 2004 in die Nato und unterzeichnete ein Assoziierungsabkommen mit der EU, der Rumänien 2007 offiziell beitrat.

Im Zusammenhang mit Gewalttaten während des Umsturzes im Dezember 1989 ermittelte die rumänische Staatsanwaltschaft in den vergangenen zwei Jahrzehnten gegen Iliescu, ihm wurden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. In einem zweiten Fall ging es um Proteste gegen Iliescu kurz nach seiner Wahl 1990, die seine Regierung gewaltsam niederschlagen ließ und dafür Industrie- und Bergarbeiter aus anderen Teilen des Landes nach Bukarest brachte.

Iliescu hatte die Vorwürfe stets bestritten. Nach einigem juristischem Hin und Her wurden beide Verfahren eingestellt. Vor Gericht musste der ehemalige Präsident nie erscheinen.