Trumps Zolldrohungen: Indien kann sich Widerstand leisten

5

An Indien haben sich schon einige amerikanische Präsidenten die Zähne ausgebissen. Die alte Idee, das Land zu einem Verbündeten gegen China zu machen, ist einleuchtend, weil die beiden asiatischen Großmächte diverse Konflikte haben und strategische Rivalen sind – ganz sicher auf ihrem Kontinent, potentiell auch darüber hinaus.

Aber wegen Russland war das immer eine komplizierte Rechnung. Indien baute schon zu Zeiten der Sowjetunion enge Beziehungen zu Moskau auf, weil das eben auch ein Gegengewicht zu China ist. Eine Folge davon war die enge Rüstungszusammenarbeit zwischen Indien und Russland. Sie ist immer noch beträchtlich, auch wenn Indien heute mehr Waffen im Westen kauft.

Mit billigem Öl geködert

Trump hat nun das zusätzliche Problem, dass Putin die Inder erfolgreich mit billigem Öl geködert hat. In Neu Delhi denkt man über Außenpolitik nicht viel anders als im Weißen Haus: Man ist primär auf den eigenen Vorteil bedacht, was in der Ukra­inefrage auf eine neutrale Position hinauslief.

Die ersten Reaktionen auf Trumps Zolldrohungen deuten nicht auf einen grundsätzlichen Meinungswandel in der indischen Führung hin; allerdings wird sie am Ende zu bedenken haben, dass der US-Markt wichtig ist für Indien. Immerhin: Eine Atommacht, die wirtschaftlich im Aufschwung ist, kann sich tendenziell mehr Widerstand leisten als etwa Europa.