Neue Erkenntnisse
Bluthochdruck? Dann sollten Sie genau diesen Arm messen
06.08.2025 – 10:29 UhrLesedauer: 3 Min.

Welcher Arm ist der richtige für die Blutdruckmessung? Die Antwort ist wichtiger, als viele denken. Denn schon kleine Unterschiede können schwerwiegende Folgen haben.
Der Blutdruck bestimmt, wie Ärzte eine Therapie steuern. Doch die Werte, auf denen diese Entscheidungen beruhen, hängen oft davon ab, wo und wie gemessen wird. Schon eine kleine Abweichung kann dazu führen, dass Menschen fälschlich als gesund gelten oder als krank. Neue Untersuchungen zeigen jetzt: Besonders die Wahl des Arms und die Passform der Manschette sind entscheidend.
Viele Menschen messen ihren Blutdruck immer am selben Arm, meist am linken. Dabei ist das nicht egal. Häufig unterscheidet sich der systolische Blutdruck (also der obere Wert) zwischen dem rechten und dem linken Arm. Wer nur am Arm mit dem niedrigeren Wert misst, riskiert deshalb ungenaue Messwerte.
Eine neue Untersuchung zeigt: Schon ein Unterschied von 5 mmHg beim systolischen Wert kann weltweit bis zu 84 Millionen Menschen falsch in der Hypertonie-Klassifikation einstufen. Für Betroffene bedeutet das: Entweder erhalten sie unnötige Medikamente oder gar keine, obwohl sie sie bräuchten.
Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit für ungenaue Messungen deutlich höher als bei Männern. Grund dafür sind der Armumfang und seine Form. Viele Frauen haben eine ausgeprägtere Differenz zwischen oberem und unterem Armumfang. Die gängigen Blutdruckmanschetten passen dann schlecht. Sie reichen oft über den Ellenbogen hinaus und sitzen zu locker oder zu eng.
Das hat konkrete Auswirkungen: Bei Frauen zeigen automatisierte Geräte systematisch niedrigere Werte als bei Männern, obwohl der tatsächliche Blutdruck identisch ist. Die Folge: Ihr Herz-Kreislauf-Risiko wird vielfach unterschätzt.
Auch die Größe der Manschette spielt eine entscheidende Rolle. In einer US-Studie mit über 3.700 Teilnehmern zeigte sich, dass automatisierte Blutdruckmessungen mit größeren Manschetten immer ungenauer wurden, vor allem bei Frauen. Bei extragroßen Manschetten lagen die Werte im Schnitt 6,4 mmHg unter den manuellen Messungen.
Auch bei Männern gab es Abweichungen, allerdings nur bei sehr großen Manschetten und weniger stark ausgeprägt (-2,4 mmHg). Grundsätzlich sanken die Übereinstimmungen zwischen automatisierter und manueller Messung mit zunehmender Manschettengröße. Wer stark übergewichtig ist oder besonders kräftige Arme hat, ist also besonders gefährdet, falsch gemessen zu werden.
Die Erkenntnisse haben direkte Konsequenzen für die medizinische Versorgung:
Zudem warnen Fachleute: Die zunehmende Nutzung automatisierter Geräte birgt Risiken. Denn die Geräte liefern gerade bei großen Armen ungenaue Ergebnisse, und das hat direkte Auswirkungen auf Diagnosen und Medikamente.
Wer seinen Blutdruck selbst misst, sollte deshalb regelmäßig beide Arme vergleichen und dauerhaft den Arm mit dem höheren Wert wählen. Wichtig ist auch: Die Manschette muss genau passen. Sie darf nicht zu locker oder zu straff sitzen und sollte mittig am Oberarm anliegen.
Vor allem Frauen und Menschen mit Übergewicht sollten bei Abweichungen immer eine manuelle Messung in der Arztpraxis einfordern – idealerweise an beiden Armen. Denn nur ein korrekt gemessener Blutdruck schützt zuverlässig vor Fehldiagnosen und falscher Therapie.