Donald Trump und das Weiße Haus hatten gehofft, das Thema Jeffrey Epstein würde sich über den Sommer verlaufen. Doch die Debatte über mangelnde Transparenz der Regierung und die Veröffentlichung weiterer Informationen über das Umfeld des verurteilten Sexualstraftäters reißt nicht ab.
Im Zentrum steht Ghislaine Maxwell, die frühere Gehilfin Epsteins, die wegen Sexhandels mit Minderjährigen zu zwanzig Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Nach einem Gespräch mit dem stellvertretenden Justizminister Todd Blanche wurde sie vergangene Woche ohne Erklärung aus Florida in ein Gefängnis mit wesentlich niedrigeren Sicherheitsvorkehrungen in Texas verlegt. Nun ist die Frage: Was geschieht mit der Aufzeichnung dieses Interviews?
Das Justizministerium soll das Gespräch schon transkribiert und geschwärzt haben. Innerhalb der Regierung ist man sich aber offenbar uneins, wie am besten damit zu verfahren ist. Laut einem Bericht des Senders CNN sollte es am Mittwochabend eine Art Lagebesprechung in der Residenz des Vizepräsidenten J.D. Vance geben. Ziel sei es, eine einheitliche Linie zur Causa Epstein zu finden und abzuwägen, wie viel Sprengkraft eine Veröffentlichung des Gesprächs mit Maxwell hätte.
Ermittlungen gegen Obama eingeleitet
Zur Debatte steht offenbar auch, dass Blanche die Erkenntnisse in einer Pressekonferenz oder in einem Interview darlegt – etwa mit dem rechten Podcaster Joe Rogan, der Trump im Wahlkampf unterstützt, im Fall Epstein jedoch heftig kritisiert hatte. Der Präsident, laut Epstein selbst über viele Jahre ein enger Freund des New Yorker Investors, hob am Dienstag hervor, von Maxwells Verlegung habe er „absolut nichts“ gewusst.
Der Unmut über das zögerliche Vorgehen der Regierung gärt jedoch auch innerhalb der eigenen Partei. Der republikanisch geführte Kontrollausschuss des Repräsentantenhauses forderte das Justizministerium am Dienstag dazu auf, dem Kongress alle in seinem Besitz befindlichen Akten zu Epstein bis zum 19. August zur Verfügung zu stellen. Es sei „unerlässlich“, dass der Kongress den Umgang der Regierung mit Epsteins und Maxwells Ermittlungen und Strafverfolgung überwache, hieß es in dem Schreiben an Justizministerin Pam Bondi.
Außerdem sprach der Kontrollausschuss zehn Vorladungen an Personen aus, die man in den nächsten Monaten „im Zusammenhang mit schrecklichen Verbrechen“ befragen wolle. Auf der Liste stehen der frühere Präsident Bill Clinton, der in den frühen Nullerjahren mehrfach in Epsteins Privatflugzeug geflogen war, seine Frau Hillary sowie sechs frühere Justizminister und zwei vormalige FBI-Direktoren.
Trump hatte in den vergangenen Wochen versucht, mit anderen Themen von Epstein abzulenken. Unter anderem mit dem Vorwurf, der frühere Präsident Barack Obama habe es 2016 so aussehen lassen, als manipuliere Russland die Präsidentenwahl, und damit Landesverrat begangen. Ein Sprecher Obamas sprach in einer seltenen Widerrede von „bizarren“ Anschuldigungen. Doch Trump äußerte am Dienstag, er sei „froh zu hören“, dass das Justizministerium nun doch Ermittlungen eingeleitet habe.