Kinder in Gaza: Kein Thema für den Wahlkampf

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Dass Kommunen bei der Aufnahme von Menschen in Not die entscheidende Rolle spielen, steht außer Frage. Unterbringung und Versorgung verursachen in den Städten ebenso Aufwand und Kosten wie die Integration von Menschen, die Zuflucht suchen. Es sind wertvolle Leistungen, die ständig erbracht und selten gewürdigt werden. Umso erfreulicher ist es, wenn Kommunen trotz dieser Belastungen bereit sind, humanitär zu unterstützen.

Der offene Brief aus fünf Städten, die eine Aufnahme von Kindern aus Gaza und Israel geradezu anbieten und den Bund dazu auffordern, diese zu organisieren, ist allerdings wenig zielführend. Denn er ist vor allem als außenpolitisches Erziehungsschreiben in Richtung Berlin zu lesen, das – im Fall von Düsseldorf und Bonn – Schlagzeilen im Kommunalwahlkampf abwerfen soll. Und aus dem eine Selbstgerechtigkeit spricht, die keinem Kind hilft.

Außer Acht lässt das Schreiben die Frage, wie man sich die Zukunft der Familien vorstellt, zu denen die Kinder gehören, die man gerne aufnehmen möchte. Müssten die in einem solchen Programm nicht ebenfalls aufgenommen werden? Ja, aber das klänge dann wohl weniger gut vermittelbar. Der paternalistische Gestus, in dem die Forderungen verfasst sind, passt nicht zur Lage in Nahost. Die politische Priorität sollte eine menschenwürdige Zukunft für die palästinensische Bevölkerung in Gaza sein, die Bereitschaft zur humanitären Hilfe eine Selbstverständlichkeit.