Melonis Plan zur Reduzierung der Geschlechtsumwandlungen

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Das Kabinett in Rom hat einen Gesetzentwurf angenommen, der die Verabreichung von Medikamenten an minderjährige Transgender-Personen stärker reglementiert. Der von den Gesundheits- und Familienministern Orazio Schillaci und Eugenia Roccella ausgearbeitete Gesetzentwurf sieht vor, dass die medikamentöse Behandlung von Geschlechtsinkongruenz durch Pubertätsblocker und Hormonpräparate bei Personen unter 18 Jahren erst nach ausdrücklicher Genehmigung durch die Nationale Pädiatrische Ethikkommission erfolgen kann.

Die Verabreichung der Medikamente soll demnach zudem in einem neu zu schaffenden nationalen Register der Italienischen Arzneimittelagentur (AIFA) erfasst werden. In dem Register bei der AIFA sollen zudem alle klinischen Informationen über die betroffenen Jugendlichen sowie sämtliche obligatorischen multidisziplinären Diagnosen und die fälligen Genehmigungen durch die Ethikkommission verzeichnet werden.

Vorbild Ungarn und USA

Vertreter der Mitte-rechts-Koalition unter Führung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni sprachen von einem „wichtigen Schritt zum Schutz der psychischen und physischen Gesundheit Minderjähriger“. Mit dem Gesetzentwurf folgt Italien dem Beispiel von anderen rechtskonservativ regierten Staaten wie den USA und Ungarn, die zuletzt eine schärfere Reglementierung von Geschlechtsumwandlungen bei Minderjährigen vorgenommen hatten.

Die italienische Ombudsfrau für Kinder- und Jugendschutz, Marina Terragni, wies darauf hin, dass 80 Prozent der Fälle von Geschlechtsinkongruenz bei Jugendlichen auf Mädchen entfielen. Es bestehe eine „regelrechte soziale Ansteckungsgefahr“ für vorpubertäre Mädchen, die von sich glaubten, im falschen Körper geboren worden zu sein, sagte Terragni.

Die Organisation Arcigay, Italiens wichtigster LGBTQ-Verband, kritisierte den Gesetzentwurf als „Maßnahme zur Überwachung unter dem Deckmantel des Jugendschutzes“. Sollte das Gesetz vom Parlament verabschiedet werden, würde dies für die Betroffenen zu Verzögerungen beim Zugang zu notwendiger Behandlung führen und damit die ohnehin angeschlagene psychische Gesundheit von Transgender-Jugendlichen zusätzlich belasten.

Das neue AIFA-Register schränke „die persönliche und medizinische Freiheit der betroffenen Minderjährigen ein“, sagte der Transgender-Koordinator bei Arcigay, Christian Leonardo Cristalli. Vor der fälligen Behandlung des Gesetzentwurfs im italienischen Parlament im September wollen LGBTQ-Organisationen zu landesweiten Demonstrationen aufrufen.