Der Düsseldorfer Energieversorger Uniper verlangsamt seine Ambitionen, klimafreundlicher zu werden. Schon im vergangenen Herbst hatte das Unternehmen sein Ziel, bis 2035 bei den direkten und indirekten CO2-Emissionen Klimaneutralität erreichen zu wollen, auf 2040 verschoben. Nun wird konkreter, mit wie viel geringerem Tempo es bei der grünen Stromerzeugung vorangehen soll: Bis zum Jahr 2030 hatte das Unternehmen nach der bisherigen Planung 80 Prozent grüne Stromproduktion erreichen wollen. Nun spricht Uniper davon, dass der Anteil an „erneuerbarer, CO2-armer und dekarbonisierbarer Erzeugungskapazität“ bis dahin „mindestens 50 Prozent“ betragen solle. Unipers gesamte Stromerzeugungskapazität solle bis 2030 insgesamt 15 bis 20 Gigawatt betragen, hieß es.
Wie Unternehmenschef Michael Lewis im Rahmen seines Berichts über die Halbjahreszahlen am Donnerstag vor Journalisten erläuterte, bedeutet „dekarbonisierbar“, dass zu den 50 Prozent auch Gaskraftwerke zählen, die perspektivisch entweder mit Wasserstoff laufen oder durch CO2-Abscheidung und Speicherung (CCS) emissionsarm gemacht werden können. Man müsse „die Energiewende etwas langsamer durchführen als erwartet“, sagte Lewis, das Markt- und regulatorische Umfeld sei herausfordernd.
Er bekräftigte, sich an der von der Bundesregierung geplanten Ausschreibung neuer Gaskraftwerke beteiligen zu wollen, die im Rahmen der neuen Kraftwerkstrategie flexible Erzeugungskapazitäten sichern sollen. Er betonte, dass es bisher von Seiten der Regierung keinen klaren Zeitpunkt gebe, wann diese mit Wasserstoff operieren oder ihr CO2 abgeschieden werden soll. Deshalb baue Uniper nun erst einmal Gaskraftwerke und plane die Dekarbonisierung für die Zukunft. „Das bedeutet: Bis 2030 haben wir mehr Gaskraftwerke in unserem Portfolio als erwartet.“
Fernwärmenetz verkauft
Uniper ist eines der größten Energieunternehmen Europas; die Düsseldorfer sind nicht nur Stromerzeuger, sondern auch Deutschlands größter Gashändler. Nachdem Uniper im Zuge der Gaskrise 2022 in eine Schieflage geraten war, rettete der Bund das Unternehmen mit Milliardenhilfen. Seither ist Uniper fast komplett in Staatshand, muss aber bis 2028 wieder zu einem großen Teil reprivatisiert werden; der Staat darf bis dahin nur noch maximal 25 Prozent plus eine Aktie halten. Außerdem hatte die EU-Kommission den deutschen Staatseinstieg nur unter Auflagen genehmigt; unter anderem muss Uniper sich bis 2026 von mehreren Vermögenswerten und Beteiligungen trennen. Dabei sei das Unternehmen auf gutem Wege, erklärte am Donnerstag Finanzchefin Jutta Dönges, das schließe auch den Verkaufsprozess des Steinkohlekraftwerks Datteln 4 mit ein.
Ferner ist seit vergangenem Montag bekannt, dass Uniper sein mehr als 750 Kilometer langes Fernwärmenetz an den Konkurrenten Steag Iqony verkauft. An offenen Posten enthält die Verkaufsliste nun neben Datteln 4 noch 20 Prozent an der OPAL-Pipeline, das internationale Helium-Geschäft und – möglicherweise am kompliziertesten – die russische Kraftwerkstochtergesellschaft Unipro. Diese hat Russland unter Staatsverwaltung gestellt, weshalb für den Verkauf „die Zustimmung der russischen Föderation erforderlich wäre, die uns bislang verwehrt worden ist“, sagte Dönges. Uniper werde „mit der Kommission ins Gespräch kommen müssen, wie mit dieser Auflage umzugehen ist“.
Für das erste Geschäftshalbjahr vermeldete Uniper einen deutlich geringeren Konzernüberschuss, der von 903 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 267 Millionen Euro zurückgegangen ist, was nach den Ausnahmejahren 2023 und 2024 „keine Überraschung“ gewesen sei, wie Dönges einordnete. Dennoch will Uniper Kosten sparen und 400 Planstellen streichen, vor allem, indem es freie Stellen nicht wiederbesetzt und Programme für ein freiwilliges Ausscheiden anbieten möchte.