US-Zölle: Indien stärkt Russland- und China-Beziehungen

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Im Zuge der erhöhten amerikanischen Zölle auf indische Güter sucht Neu Delhi verstärkt die Nähe zu Russland und China. Russlands Präsident Wladimir Putin werde bald nach Indien reisen, sagte der indische Nationale Sicherheitsberater Ajit Doval am Donnerstag während eines Besuchs in Moskau. Medienberichten zufolge plant Indiens Ministerpräsident Narendra Modi daneben seine seit sieben Jahren erste Reise nach China, dem regionalen Rivalen.

Der amerikanische Präsident Donald Trump hatte die Zölle auf Importe aus Indien auf insgesamt 50 Prozent erhöht, weil das Land große Mengen russischen Öls kauft und damit die Kriegskasse des Kremls unterstützt. Doval nannte die Beziehungen Indiens zu Russland am Mittwoch eine „strategische Partnerschaft“, die Indien „sehr schätzt“. Er war Medienberichten zufolge seit Mittwoch in Moskau, um wohl über die Ölkäufe sowie Kooperationen im Verteidigungsbereich und eine schnellere Lieferung von Russlands Luftverteidigungssystem S-400 zu sprechen.

„Wir haben eine sehr besondere Beziehung, eine lange Beziehung“, sagte er bei einem Treffen mit dem Sekretär des russischen Sicherheitsrats, Sergej Schoigu, am Donnerstag. Medienberichten zufolge soll Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar in den kommenden Wochen ebenfalls Russland besuchen.

Die USA umwarben Indien als regionalen Partner

Modis Reise nach China soll der Nachrichtenagentur Reuters zufolge im Zuge des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) Ende August in Tianjin erfolgen. Die SCO ist ein von China initiierter Zusammenschluss eurasischer Staaten, dem auch Russland angehört. Modis letzter Besuch in China fand 2018 ebenfalls zum Gipfeltreffen der Gruppe statt. Im Sommer 2020 verschlechterten sich die Beziehungen der beiden Staaten deutlich, als bei Zusammenstößen im umstrittenen Grenzgebiet im Himalaja 20 indische und vier chinesische Soldaten ums Leben kamen.

Inzwischen bessert sich die Stimmung zwischen den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Welt langsam. Im Oktober vergangenen Jahres sprachen Modi und Chinas Präsident Xi Jinping am Rande eines BRICS-Gipfels im russischen Kasan. Laut der Zeitung „Times of India“ wird erwartet, dass Chinas Außenminister Wang Yi mit der Vorbereitung von Gesprächen beim kommenden SCO-Gipfel betraut wird. Gleichzeitig hat Indien am vergangenen Dienstag die erste gemeinsame Marineübung mit den Philippinen im Südchinesischen Meer abgehalten. Aus China, das dort Territorialkonflikte mit den Philippinen hat, hieß es dazu, die Übung „stört den Frieden und die Stabilität in der Region“.

Indien war von früheren amerikanischen Regierungen – auch in Trumps erster Amtszeit – als regionaler Partner und Gegengewicht zu China umworben worden. Beobachter in Washington fürchten nun, dass Trumps Zollpolitik diese Bemühungen nachhaltig beschädigen könnte. Indien betonte derweil stets, „strategische Autonomie“ zu verfolgen.