Donald Trump und der Sport: Bückling im Weißen Haus

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Der Präsident betrügt. Ach ja? Gibt’s keine Neuigkeiten? 2003 erschien das erste Buch über die Schwierigkeiten von Donald Trump, beim Golf die Hände am Schläger zu lassen, wenn der Ball zu spielen ist. 2019 kam das nächste vom selben Autoren. „Commander in ­cheat“. Eine Art Fortsetzungsroman. Über den „Mann, der nicht verlieren kann“, so der deutsche Titel, schrieb auch der Golf-Experte dieser Redaktion Ende 2016 Wundersames.

Wie der Präsident mit Länge prahlte (261 Meter Ballflug), mit einem für sein Alter (70) unglaubliches Handicap (2,8), über Zeugen gewisser Handgreiflichkeiten, sobald das Bällchen nicht dort zum Liegen kam, wo es der Münchhausen des Grüns sah. Die Länge der Liste und die jüngste Erweiterung nach einem Spiel in Schottland führen zu drei Erkenntnissen. Erstens: Golf ist nicht sein Sport. Zweitens: Beim Golf entwickelt Trump seinen Sport. Drittens: Wer nicht konkret sagen will, was er damit meint, nennt es – ein Vorschlag – „trumpen“ und zwinkert. Ist doch nur Sport.

Gut vorbereitet in der Stadt der Demokraten

Themenwechsel? Nicht so schnell, denn es gibt etwas Neues vom Präsidenten und seiner Beziehung zum Sport zu sagen. Dieser Tage hat er sich zum Chef einer Taskforce ernannt und scheinbar seine halbe Regierung dafür verpflichtet. Das Gremium tritt an, die Olympischen Spiele und die Paralympics 2028 in Los Angeles, der Stadt der Demokraten, zu sichern. Es will, falls es nötig werde, „die Nationalgarde oder unser Militär“ schicken. Falls jemand gegen die Übergriffe des Präsidenten protestiert?

Das ist etwas weit hergeholt, zugegeben. Aber auf Übergriffe sollte sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) vorbereiten. Trump lässt schon mal Pokale einsacken für die Sammlung daheim und Medaillen ohne Selbstbeteiligung (am Wettkampf) in die Jackettasche rutschen. Deshalb auch von dieser Stelle ein gut gemeinter Hinweis: in jedem Fall mehr Medaillen – goldene reichen! – einpacken, als die Athleten erkämpfen können.

Vor Chinas Führer buckeln, mit Russlands Kriegstreiber anstoßen

Allerdings erscheint es anmaßend, dem IOC oder den internationalen Verbänden Ratschläge zu erteilen. Grundsätzlich sind sie in solchen heiklen Situationen sehr geschmeidig, jedenfalls vorgedehnt. Wer vor Chinas Führer auf dem Podium buckelt (2022) und mit Russlands Kriegstreiber coram publico (2014) anstößt, wird Trump nicht in den Arm fallen, wenn er die Spiele nicht nur zu den „größten“ in der Geschichte der Menschheit, sondern auch zu seinen macht. Warum man das jetzt schon wissen kann?

Weil die Funktionäre auf Besuch im Oval Office mehr oder weniger Männchen machen. Weil – soweit erkennbar – niemand aus der Sportfamilie öffentlich das Wort ergreift, obwohl Trump die Unabhängigkeit des Sports missachtet. Dass Transfrauen keine Visa erhalten, wenn die Behörden erkennen, dass sie an Wettbewerben mit weiblicher Konkurrenz teilnehmen wollen, ist unabhängig von der Fairness-Debatte ein Verstoß gegen die Autonomie des Sports. Sportverbände entscheiden, wen sie zulassen zu ihren Wettbewerben, nicht Regierungen.

Eine heilige Regel, an die Thomas Bach, als er noch IOC-Präsident war, die Deutschen via F.A.Z. im vergangenen Dezember mahnend erinnerte: Sonst wird das nichts mit den Sommerspielen. Aufregender als der permanente Regelverstoß Trumps ist der Kotau des Sports vor einem, der doch nur GAGA ist: der „größte amerikanische Golfer aller Zeiten“.