Hib-Ausbruch in Hamburg: Wer gefährdet ist

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Erreger-Ausbruch in Hamburg

Wer von der Infektionskrankheit Hib gefährdet ist


Aktualisiert am 08.08.2025 – 10:50 UhrLesedauer: 2 Min.

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Impfpass (Symbolbild): Der wirksamste Schutz gegen Haemophilus influenzae Typ B ist die Hib-Impfung. (Quelle: Sophia Kembowski/dpa/dpa-bilder)

In Deutschland sind Hib-Erkrankungen selten. Ein Ausbruch bereitet jedoch aktuell manchen Menschen Sorgen. Wie schätzen Experten die Situation ein?

“Hib” ist die Abkürzung für eine bakterielle Infektionskrankheit mit der Bakterienart Haemophilus influenzae Typ B. Eine Infektion kann schwere, teils lebensbedrohliche Erkrankungen auslösen. Vor allem für Kinder und Personen mit geschwächtem Immunsystem ist das Risiko erhöht. In Hamburg beobachten Experten derzeit einen Ausbruch der bakteriellen Krankheit mit bislang 16 Erkrankungen und drei Todesfällen.

Grund zur Sorge besteht für gesunde Menschen nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) aber nicht. Erwachsene könnten zwar mit Hib im Nasenrachenraum besiedelt sein, Gesunde seien aber in der Lage, den Erreger zu eliminieren, erläuterte eine RKI-Sprecherin. Von einer vermehrten Ausbreitung in Deutschland könne man nicht sprechen.

Eine Hib-Infektion verläuft bei gesunden Menschen oft mild. Bei Personen mit geschwächtem Immunsystem kann eine Infektion schwerwiegende Verläufe nehmen, etwa in Form einer Lungenentzündung, Hirnhautentzündung oder Sepsis. Eine Erkrankung kann innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden, wie das RKI erklärt. Betroffen seien vor allem Ältere, Personen, die Drogen gebrauchen, und Personen ohne festen Wohnsitz. Auch die Infizierten in Hamburg sind vorrangig suchtkranke und wohnungslose Menschen.

Bundesweit wurden laut RKI in diesem Jahr bis zum 20. Juli bislang 27 Fälle gemeldet. Im vergangenen Jahr wurden dem Institut im gleichen Zeitraum 16 Fälle übermittelt, im Jahr 2023 waren es 21 Fälle. Insgesamt gab es 2024 deutschlandweit 33 Erkrankungen und zwei Todesfälle (beide in Hamburg), 2023 waren es 35 Erkrankungen und vier Todesfälle.

Invasive Hib-Erkrankungen – also Fälle, bei denen die Krankheit ausbricht – gehören zu den eher seltenen meldepflichtigen Erkrankungen in Deutschland. Der Konsum von Drogen, die zum Beispiel mit einer Pfeife inhaliert werden, wird laut RKI als ein Risikofaktor vermutet. Es sei ebenfalls vorstellbar, dass chronische Vorerkrankungen, Rauchen oder Mangelernährung zu einer Immunschwäche beitragen könnten, die eine invasive Hib-Erkrankung begünstige.

Die Hib-Impfung gehört in Deutschland zu den Standardimpfungen bei Säuglingen. Von einer invasiven Erkrankung sind nach RKI-Angaben in der Regel vor allem Kleinkinder betroffen. Ab einem Alter von fünf Jahren komme diese bei gesunden Kindern quasi nicht mehr vor. Vor Einführung der Schutzimpfung im Jahr 1990 war Hib eine schwere und häufig tödlich verlaufende Kinderkrankheit. Im Jahr 2018 lag die Impfquote laut RKI bei Schulanfängern bei 91,4 Prozent.

Für Erwachsene wird die Hib-Impfung im Allgemeinen nicht empfohlen, da Erkrankungen in dieser Altersgruppe nicht typisch sind. In Hamburg würden nun dennoch Impfungen in Drogenkonsumräumen angeboten, um die Risikogruppe zu erreichen und so weitere Infektionen zu verhindern.

Auch bei bestimmten Immunschwächeerkrankungen gebe es laut RKI für Erwachsene eine Impfempfehlung. Im Erwachsenenalter reicht der Immunschutz aber meist ohne Impfung aus. Die Ständige Impfkommission berate derzeit darüber, die Empfehlungen gegebenenfalls anzupassen, so das RKI.