Ungeachtet der Spannungen rund um den Gaza-Konflikt vertiefen Israel und Ägypten ihre Wirtschaftsbeziehungen. Unternehmen beider Länder haben diese Woche ein Gaslieferabkommen im Wert von 35 Milliarden Dollar geschlossen. Der Vertrag sehe den Ausbau der bestehenden Lieferverpflichtungen bis ins Jahr 2040 vor, teilte der israelische Energiekonzern Newmed Energy mit. Nach Medienberichten ist es das größte Gasexportgeschäft der israelischen Geschichte.
Israelkritische Medien wiesen darauf hin, dass Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi der israelischen Regierung noch zwei Tage vor der Bekanntgabe des Geschäfts vorgeworfen hatte, einen „Krieg des Hungers und des Völkermordes“ gegen die Palästinenser in Gaza zu führen, das Israel weitgehend besetzt hält. Ägypten ist an den zuletzt abgebrochenen Vermittlungsversuchen zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas beteiligt.
Allerdings ist der Bedarf an Gas zur Elektrizitätsversorgung Ägyptens, wo immer wieder der Strom ausfällt, so groß, dass sich die Regierung trotz der Kritik an Israel offensichtlich zu politischen Konzessionen gezwungen sieht. Wie wichtig die israelischen Lieferungen sind, zeigte sich im Juni, als Israel wegen des Iran-Krieges die Lieferungen kurzfristig aussetzte. Ägyptische Unternehmen, etwa aus der Düngemittelbranche, mussten daraufhin ihre Produktion einstellen, das Schwellenland teures Flüssiggas (LNG) am Weltmarkt kaufen.
Preis nur halb so hoch wie Flüssiggas
Die nun verabredete Lieferung von 130 Milliarden Kubikmetern israelischen Gases in den Jahren 2026 bis 2040 soll Ägypten einerseits Liefersicherheit und anderseits niedrige Preise garantieren. Der Vorstandsvorsitzende von Newmed, Yossi Abu, sagte, der verabredete Preis liege „um 50 Prozent unter dem aktuellen LNG-Importmarkt“. Die Ägypter könnten „enorme Einsparungen“ realisieren.
Israel beutet vor seiner Küste im Mittelmeer mehrere Gasfelder aus. Das größte davon heißt Leviathan. Es hat eine Größe von 600 Milliarden Kubikmetern und liegt etwa 3500 Meter unter dem Meeresboden, der hier bereits 1700 Meter tief ist. Im vergangenen Jahr hatten die Eigner – das sind neben Newmed (45 Prozent) der amerikanische Energiekonzern Chevron (40 Prozent) sowie das israelische Unternehmen Ratio Energie (15 Prozent) – elf Milliarden Kubikmeter Gas gefördert. Davon wurde die Hälfte nach Ägypten ausgeführt, ein Teil nach Jordanien und der Rest im Inland konsumiert. Um die nun eingegangenen Lieferverpflichtungen – die Mengen werden in den kommenden Jahren sukzessive ausgeweitet – einhalten zu können, sind umfangreiche Investitionen in den Ausbau des Gasfeldes und der Transportpipelines vorgesehen.