Mercedes-Kehrtwenden: Ist Ola Källenius gescheitert?

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Der neue GLC wird auf der Messe IAA im September gezeigt, und er sieht gut aus. Was einerseits kein Wunder, andererseits eine kleine Sensation ist, als er ausschaut wie der vorhandene GLC. Mit dem neuen, nämlich elek­trischen SUV-Bestseller beerdigt Mercedes-Benz also die Idee, ein Elektroauto müsse anders aussehen als eines mit Verbrennungsmotor. Zugleich verabschiedet sich Stuttgart von der Idee, es müsse eine Submarke her, EQ hängt nur noch als Marketingfortsatz an, auf dem Auto steht es nicht mehr. Derweil fahren die Limousinen EQE und EQS ihrem Anspruch hinterher und untergraben das Ansinnen, eine Marke in der Sphäre von Rolex oder Hermès zu formen.

Mit der Ausrichtung auf die nobelste Noblesse ging der Plan einher, die kleine A-Klasse zu streichen, margenschwaches Fußvolk, man ahnt das Argument. Allerdings wird die A-Klasse nun weitergebaut, wozu es keine Pressemeldung gibt, auf Nachfrage aber auch kein Dementi. Dadurch wird der neue CLA, der von der Kundschaft offenbar ordentlich angenommen wird, nicht wie geplant zum Einstiegsmodell. Schon zuvor war die Entscheidung aufgeweicht worden, ihn nur als Elektroauto zu bringen, er bekommt auch einen Vierzylinder, einen mit chinesischen Wurzeln, was womöglich so halb zu Rolex-Sphären passt. Der im Wald und auf Pferdekoppeln beheimateten G-Klasse ist in ihrer elektrischen Version derweil die Anhängerkupplung abhandengekommen. Und AMG, die für Potenz zuständige Tochter, ist mit ihrer Brennraumschrumpfkur in die Sackgasse abgebogen, der sie mit einem frischen Achtzylinder entfliehen möchte.

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt, ideologisierte Politik ist lästig, der Kunde ein störrisches Wesen. Das zu wissen, zu spüren, zu managen, ist die Aufgabe einer Geschäftsführung. Der Eindruck besteht, das Team um den Vorstandsvorsitzenden Ola Källenius liefe mit nicht wenigem seiner Strategie ins Leere. Negativ gesagt, ist er, sind sie gescheitert. Positiv gewendet, bringen sie die Kraft auf, nicht Funktionierendes zu korrigieren. Gilt Letzteres, werden Kombi und Polizei bald wieder zum Interessenkern gehören. Womöglich gar Taxis. Dann wäre Mercedes-Benz sozusagen zurück auf Los. Schon spannend.