US-Vizepräsident J.D. Vance besucht Außenminister David Lammy

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Die Wettervorhersage für den englischen Süden prophezeit milde Temperaturen und Sonnenschein – günstige Aussichten für den amerikanischen Vizepräsidenten J.D. Vance. Der verbringt mit Gattin und Kindern seit Freitag ein Wochenende in der Grafschaft Kent, Auftakt seiner Ferien, die sich anschließend in der entspannten Hügellandschaft der Cotswolds fortsetzen sollen. Zunächst aber ist Vance zu Gast beim britischen Außenminister David Lammy.

Der hat seinen amerikanischen Freund nach Chevening gebeten, den barocken Landsitz nahe London, der dem Ressortchef des Auswärtigen für repräsentative Anlässe zur Verfügung steht. Das Herrenhaus ist von einem weitläufigen Landschaftspark umgeben und bietet allerhand Gelegenheiten für Sport und Spiel. Die britische Zeitung „Guardian“ mutmaßte gar, Gast und Gastgeber könnten die Dorfkirche St. Botolph’s (12. Jahrhundert) im angrenzenden Weiler in Anspruch nehmen wollen, um ein gemeinsames Gebet zu verrichten.

„Wir stammen beide aus der Arbeiterklasse“

Es handelt sich zwar um eine anglikanisch geweihte Kirche, doch hat zumindest Lammy im Glauben schon Flexibilität gezeigt, indem er im vergangenen März in Vances Residenz in Washington an einer römisch-katholischen Messe teilnahm. Damals agierte der Vizepräsident als Gastgeber für Lammys Familie, nun soll der Gegenbesuch ein weiterer Beleg dafür sein, wie gut sich Amerikas zweiter Mann und Großbritanniens Außenminister persönlich verstehen. Lammy beteuerte, beide seien ähnlich durch ihre Herkunft geprägt.

Chevening House in Kent.
Chevening House in Kent.Picture Alliance

Vances autobiographischer Bericht „Hillbilly Elegies“ habe ihn „zu Tränen gerührt“, beteuerte der Außenminister. Wie jener sei er von seiner Mutter allein erzogen worden, während der alkoholsüchtige Vater meist abwesend war. Lammys Fazit: „Wir stammen nicht nur beide aus der Arbeiterklasse, sondern haben beide eine schwere Kindheit gehabt.“ Auf „rein persönlicher Ebene“ sei Vance „einer der einfühlsamsten und zugewandtesten Politiker“, versicherte Lammy.

Ihre Begegnung in Chevening begann am Freitagnachmittag allerdings mit einem Arbeitstreffen, dessen Themenliste mehr Gegensätze als Gemeinsamkeiten aufwies: Dazu zählte die Lage der Ukraine, die von London unbedingt, von Washington nur bedingt gestützt wird, die Beurteilung des Gazakriegs, bei der Großbritannien jetzt Druck auf Israel ausübt mit der Aussicht, einen palästinensischen Staat anzuerkennen, und schließlich die amerikanische Zollpolitik. Zum Abendbrot im Herrenhaus holten Gastgeber und Gast dann wieder ihre Gattinnen und Kinder dazu.