Neuer Forschungsansatz
Lithium-Mangel könnte Alzheimer auslösen
09.08.2025 – 09:35 UhrLesedauer: 2 Min.

Die Krankheit Alzheimer gibt immer noch viele Rätsel auf. Nun haben Forscher einen möglichen neuen Auslöser gefunden: den Mangel an einem bestimmten Spurenelement.
1,8 Millionen Deutsche leiden an Demenz. Die häufigste Form ist Alzheimer. Die Forscher verstehen bei den Patienten zwar, was im Gehirn passiert, aber sie wissen nicht, warum.
In ihr wurden die Hirnproben von über 300 verstorbenen Menschen – gesunde Personen, Menschen mit leichten Gedächtnisstörungen und Alzheimer-Patienten – untersucht, die auf 30 verschiedene Metalle getestet wurden. Das Ergebnis: Bei Alzheimer (auch schon in frühen Stadien) war der Lithiumgehalt im Gehirn deutlich niedriger als bei Gesunden, vor allem im präfrontalen Cortex (unter anderem wichtig für kognitive Leistungen wie das Kurzzeitgedächtnis, die Persönlichkeit und Motivation).
Um die Folgen einer ausreichenden und einer Mangelversorgung von Lithium zu testen, untersuchten die Wissenschaftler die Wirkung an Mäusen – sowohl an gesunden Tieren als auch an Modellen für Alzheimer. Sie entzogen ihrer Nahrung fast vollständig das Lithium, etwa 92 Prozent weniger als üblich. Dadurch halbierte sich der Lithiumgehalt im Gehirn.
Bereits nach fünf Wochen gab es deutliche Veränderungen: Die Ablagerungen von Amyloid und Tau nahmen stark zu. Unter dem Mikroskop zeigte sich, dass sich krankhaft verändertes Tau-Protein in den Nervenzellen sammelte, oft gemeinsam mit Amyloid-Plaques. Gleichzeitig reagierten die Abwehrzellen des Gehirns mit Entzündungen, es gingen Nervenkontakte verloren, die schützende Myelinschicht um die Nervenfasern baute sich ab und die Tiere entwickelten Gedächtnisprobleme.
Die Ergebnisse sind vielversprechend, aber bisher nur in Tierversuchen bestätigt. Ob eine Lithiumgabe beim Menschen denselben Effekt hat, muss erst in klinischen Studien geprüft werden. Studienleiter Bruce Yankner fasst zusammen: “Die Vorstellung, dass ein Lithiummangel eine Ursache der Alzheimer-Krankheit sein könnte, ist neu und deutet auf einen anderen therapeutischen Ansatz hin.” Seine Hoffnung: Lithium könnte nicht nur den kognitiven Abbau verringern, sondern ihn sogar umkehren.