Vollmond und Schlafstörungen: Das sagen Wissenschaftler dazu

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Wissenschaftler streiten

Wie wirkt sich Vollmond auf Ihren Schlaf aus?


Aktualisiert am 09.08.2025 – 11:22 UhrLesedauer: 3 Min.

Vollmond: Viele Menschen klagen bei Vollmond über Schlafstörungen.Vergrößern des Bildes

Vollmond: Viele Menschen klagen bei Vollmond über Schlafstörungen. (Quelle: blickwinkel/imago-images-bilder)

Schlaflosigkeit bei Vollmond – Mythos oder Realität? Seit Jahrhunderten glauben Menschen, einen Zusammenhang zu spüren. Doch was sagen Wissenschaftler dazu?

Heute Nacht ist es wieder so weit: Der Mond erscheint als leuchtende Scheibe – Vollmond. Immer mehr Menschen haben bei diesem Himmelsphänomen Schlafstörungen. Manche können nicht einschlafen, andere berichten von Albträumen. Doch ist wirklich der Mond schuld daran oder ist das nur Einbildung?

Ob der Mond den Schlaf beeinflusst, haben bereits 2013 Forscher um Christian Cajochen vom Zentrum für Chronobiologie der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel (Schweiz) untersucht und ihre Ergebnisse im Fachblatt “Current Biology” publiziert. Die Wissenschaftler haben nach eigener Aussage erstmals einen Beleg dafür gefunden, dass der Mond tatsächlich den Schlaf des Menschen beeinflusst.

Eine Studie des Max-Planck-Instituts steht diesen Aussagen gegenüber. Dort haben Wissenschaftler in einer Untersuchung von 2014 keinen Zusammenhang zwischen den Mondphasen und menschlichem Schlaf feststellen können.

Schlafmediziner wie Dr. med. Jens Acker sagen, es gebe keine Möglichkeit, anhand von Messdaten vorherzusagen, wie sich Patienten nach einer Nacht fühlen. “Das heißt, die erlebte Erholung entzieht sich den schulmedizinischen Messmethoden.” Selbst nach tausenden Patientenkontakten glaube er nicht daran, dass Schlafstörungen durch den Vollmondeffekt begünstigt werden – wohl aber an die Kraft von Annahmen, Glaube und Überzeugungen.

“Je nachdem, was Sie für eine Meinung von Okkultismus, Astrologie und anderen Dingen haben, beeinflussen diese Annahmen Ihren Schlaf natürlich”, sagt Acker Anfang 2020 in einem Gespräch mit t-online.

Die Idee zu ihrer Untersuchung zu Schlafstörungen und Vollmond kam den Forschern aus der Schweiz bei einem Feierabendbier in einer Bar – und zwar in einer Vollmondnacht. Sie überlegten sich, die Daten einer abgeschlossenen Schlafstudie noch einmal neu auszuwerten und dabei die Mondphase zu berücksichtigen.

In der Studie hatten die Forscher zuvor verschiedene Aspekte des Schlaf-Wach-Rhythmus an insgesamt 33 Freiwilligen untersucht und dabei die Hirnaktivität, Augenbewegungen und Hormonveränderungen analysiert.

Die Forscher des Max-Planck-Instituts hingegen werteten Schlafdaten von 1.256 Probanden aus 2.097 Nächten aus. Martin Dresler, damaliger Neurowissenschaftler des Instituts berichtete 2014: “Nachdem wir diese große Anzahl von Daten ausgewertet hatten, konnten wir frühere Ergebnisse aus anderen Studien nicht bestätigen.”

Diese Annahme unterstützt auch Acker: “Die Bevölkerung ist normalerweise ja nicht im Schlaflabor. Also was die Leute selbst sagen ist: Ich bin nicht erholt, wenn Vollmond ist. Aber alleine die Kenntnis darüber, welche Mondphase ist und die Annahme, glaube ich daran oder nicht, beeinflussen, ob man eine Schlafstörung hat. Das ist ziemlich sicher so.”

Die Auswertung der Schweizer hingegen ergab, dass die Versuchspersonen bei Vollmond im Schnitt fünf Minuten länger gebraucht hatten, um einzuschlafen. Sie hatten zudem pro Nacht insgesamt 20 Minuten weniger geschlafen und die Qualität ihres Schlafs selbst auch schlechter beurteilt.