Trump, Putin und die Ukraine: Wie Deutschland helfen kann

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Wenn ein Krieg nicht aufhört, kann es helfen, wenn ein mächtiger Mittler beiden Seiten Daumenschrauben ansetzt. Trump hat seine Vermittlung in der Ukraine jedoch anders begonnen: Zuerst bedrängte er nur die Ukraine, die scheinbar schwächere Seite. Sein Ziel schien ein Friede zu sein, der zwar nicht dauerhaft sein musste, aber schnell und profitabel.

Zwischendurch war davon die Rede, dass Amerika als Maklergebühr das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja bekommen könnte, das größte Europas. Mittlerweile aber setzt Trump auch Putin unter Druck. Er verhängt Sanktionen, und jetzt wollen die beiden sich treffen. Vielleicht hat er also gelernt.

Vielleicht aber auch nicht. Trump ist ein Blender. Vielleicht will er nur einen Potemkinschen Frieden – einen, der nicht länger halten muss als bis zu den nächsten Zwischenwahlen in Amerika.

So ein Scheinfriede würde zwar das Töten unterbrechen und ein paar Geschäfte möglich machen, aber er wäre zerbrechlich, denn er würde keine dauerhafte Unterstützung der Ukraine und keine Garantien für den Fall eines neuen russischen Angriffs vorsehen.

Europa ist nicht machtlos

Deutschland und Europa kämen dadurch in Gefahr. Putins Waffenschmieden laufen auf Hochtouren. Wenn ihre Produkte nicht mehr gleich nach Lieferung in der Ukraine verbrennen, wenn nicht mehr jeden Tag tausend russische Soldaten sterben oder verwundet werden, kann er in wenigen Jahren eine Streitmacht sammeln, der keiner etwas entgegensetzen kann, der nicht vorgesorgt hat. Das heißt: Wenn der Westen die Ukraine nicht auch nach einem Waffenstillstand weiter schützt und stärkt, könnte Putin sie nach kurzer Zeit überrollen. Und der Generalinspekteur der Bundeswehr glaubt, dass er dann etwa 2029 auch die NATO angreifen könnte.

Deshalb haben Deutschland, seine Nachbarn und die Ukraine gemeinsame Interessen. Die Ukrainer wissen, was Putins Terror ist. Sie werden sich lieber noch jahrelang einem tödlichen Krieg stellen, als Scheinlösungen hinzunehmen, die zu einer noch tödlicheren Besatzung führen. Und ihre europäischen Partner müssen helfen. Denn wenn die Ukraine fällt, sind sie die nächsten.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.


Deutschland und seine Partner diesseits des Atlantiks müssen deshalb verhindern, dass Trump und Putin der Ukraine einen Wegwerffrieden aufzwingen. Für stabile Lösungen gibt es ja schon Baupläne. Das „Modell Korea“ sieht vor, im freien Teil der Ukraine Truppen zu stationieren. Frankreich fordert das, aber im verschlafenen Deutschland ist so etwas kaum durchsetzbar.

Das „Modell Bundesrepublik“ würde den Westen der Ukraine in die NATO führen. Das wäre vergleichsweise billig, denn wenn die NATO Abschreckung verspricht, müssen für die Ukraine weniger teure Waffen gekauft werden. Aber Trump will das nicht, und so bleibt nur das „Modell Israel“: die Ukraine so aufrüsten, dass sie für Russland unverdaulich wird. Das wäre sehr teuer, aber – wie im Fall Israel – mit einem Minimum an amerikanischen Garantien auch machbar.

Und hier ist der Punkt, an dem Deutschland und die übrigen Europäer ansetzen können. Trump will einen schnellen, billigen Frieden, aber billig wird es für ihn nur, wenn andere bezahlen. Deshalb braucht er Berlin, Paris und London. Und deshalb haben Merz, Macron und Starmer eine Chance, wenn sie darauf bestehen, dass das Ergebnis auch haltbar wird. Denn nur wenn die Ukraine sicher ist, ist auch Europa sicher.