Oliver Mommsen: Ex-ARD-Ermittler kritisiert “Tatort”

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Dankbar für Aus als ARD-Kommissar

Oliver Mommsen wurde als “Tatort”-Ermittler selbstgefällig

  • Benedikt Amara

10.08.2025 – 15:41 UhrLesedauer: 2 Min.

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Oliver Mommsen: Von der Bezeichnung “Tatort”-Star möchte er sich befreien. (Quelle: IMAGO / Future Image)

Er genießt seine Zeit nach dem “Tatort”. Im Gespräch mit t-online verrät Oliver Mommsen, warum sein Aus bei der ARD-Krimireihe eine Befreiung war.

Schauspieler Oliver Mommsen hat sich etwas Außergewöhnliches vorgenommen: Im Theaterstück “Vanya” verkörpert er nicht weniger als acht Figuren gleichzeitig. “Übermut und eine gehörige Portion Wahnsinn” – das brauche es dafür, sagt er im Interview mit t-online. Genau diese kreative Herausforderung reizt ihn.

Dabei kennt Mommsen große Herausforderungen zur Genüge – über 17 Jahre lang war er das Gesicht des Bremer “Tatorts” und stand als Kommissar Nils Stedefreund vor der Kamera. Dieses Kapitel ist für ihn heute endgültig vorbei: “Ich habe mit dem ‘Tatort’ abgeschlossen.”

“Ich habe gemerkt, dass ich zu selbstgefällig wurde und mich plötzlich Sachen genervt haben, die mich woanders überhaupt nicht nerven”, sagt Mommsen über seine letzten Jahre als Ermittler. “Irgendwann dachte ich einfach: Ich bin doch nicht hauptberuflich bei der Mordkommission Bremen angestellt, sondern ich bin Schauspieler.” Besonders gestört habe ihn, dass er zunehmend nur noch mit seiner Rolle wahrgenommen worden sei: “Mich hat fast niemand mehr auf der Straße mit Oliver Mommsen angesprochen, sondern nur noch mit: ‘Na, Herr Stedefreund?'”

Der “Tatort” sei Fluch und Segen zugleich gewesen: “Obwohl ich währenddessen wahnsinnig viel anderes gemacht habe, war der ‘Tatort’ so dominant, weil es einfach so eine fette Marke ist. Da musst du dich irgendwann entscheiden, weil es sonst alles andere überstrahlt”, erklärt er. Trotz aller Kritik erinnert er sich gerne an positive Begegnungen zurück, die ihm die Rolle ermöglicht hat: “Übrigens auch auf eine schöne Art und Weise: Wie viel Respekt und wie viele schöne Gespräche ich erlebt habe.”

Doch die massive öffentliche Aufmerksamkeit wurde zur Belastung. “Dadurch, dass der ‘Tatort’ in jedem deutschen Wohnzimmer als Lagerfeuer brennt – wie Wotan Wilke Möhring es mal auf den Punkt gebracht hat –, hat auch jeder eine Meinung zum ‘Tatort'”, sagt Mommsen lächelnd. “Mal hieß es: ‘Die ganzen neuen Teams nerven. Wo sind denn die alten?’ Dann heißt es wiederum: ‘Wie lange wollen die das denn noch machen? Das wird langweilig.'”

Seinen Abschied empfindet Mommsen deshalb heute als “eine Art Befreiung”. Seitdem bemüht er sich bewusst, das “Tatort”-Image hinter sich zu lassen. “Ich arbeite daran, dass hinter mir nicht mehr ‘Ex-Tatort-Star’, sondern ‘Schauspieler’ steht”, sagt er bestimmt. Und genau dabei hilft ihm das Stück “Vanya” – hier steht ausschließlich Oliver Mommsen, der Schauspieler, im Mittelpunkt.

Mit “Vanya” wagt Mommsen etwas ganz Neues: eine Soloshow in der Komödie am Kurfürstendamm, die im Sommer im Berliner Ensemble zu Gast ist und schon jetzt bis zum 31. August ausverkauft ist. Acht Figuren zu spielen, Männer wie Frauen, sei ein persönliches Abenteuer: “Endlich hatte ich mal die Gelegenheit, meiner weiblichen Seite zu begegnen.” Eine Freiheit, die er nach der langen Zeit als Ermittler sicherlich besonders genießt.