Insolvenzen steigen zur Jahresmitte: Verkehr, Bau und Gastronomie betroffen

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Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist zu Beginn der zweiten Jahreshälfte deutlich gestiegen. Die Regelinsolvenzen stiegen im Juli um 19,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. „Das ist die höchste Zuwachsrate seit Oktober 2024“, hieß es. Damals lag das Plus bei 22,9 Prozent. Der Schnellindikator greift Meldungen der Plattform Insolvenzbekanntmachungen.de auf. Für die amtliche Statistik werden dann Daten der Gerichte verwendet, die nicht so schnell zur Verfügung stehen.

„Die Wirtschaftskrise dauert an – und deshalb wächst die Welle der Unternehmensinsolvenzen weiter“, sagte der Konjunkturexperte der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Jupp Zenzen. „Die Liquidität vieler Betriebe ist nach zwei Jahren Rezession angeschlagen.“ Ein starker Belastungsfaktor seien die im internationalen Vergleich hohen Energiekosten.

Für den Mai meldeten die Amtsgerichte nach endgültigen Ergebnissen 2036 beantragte Unternehmensinsolvenzen. Das waren 5,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Forderungen der Gläubiger werden auf rund 3,2 Milliarden Euro beziffert, nach rund 3,4 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Besonders häufig wurden Insolvenzen im Bereich Verkehr und Lagerei gemeldet: Hier kamen 10,9 Insolvenzen auf 10.000 Unternehmen. Danach folgten das Baugewerbe mit 9,4 Fällen sowie das Gastgewerbe mit 9,0. Zum Vergleich: Insgesamt kamen auf 10.000 Unternehmen rund 5,9 Insolvenzen.

Experten zufolge hat der Anstieg nicht nur mit der konjunkturellen Dauerflaute in Deutschland zu tun. Vielmehr hätten über viele Jahre hinweg extrem niedrige Zinsen Insolvenzen verhindert, hieß es etwa beim Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Während der Corona-Lockdowns seien zudem durch staatliche Stützungsmaßnahmen auch Unternehmen am Markt geblieben, die schon zuvor schwach aufgestellt gewesen seien. Der Zinsanstieg und der Wegfall dieser Hilfen hätten ab Mitte 2022 zu einem Nachholeffekt bei den Insolvenzen geführt.

Gestiegen ist im Mai auch die Zahl der Verbraucherinsolvenzen. Sie erhöhte sich 16,1 Prozent auf 6605, so das Statistikamt.