BP entdeckt riesiges Ölfeld in Brasilien: Größter Fund seit 25 Jahren

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British Petroleum (BP) hat die nach eigenen Angaben größten Öl- und Gasfelder des Unternehmens seit 25 Jahren entdeckt. Sie befinden sich unter einer dicken Salzschicht in der Tiefsee vor Brasilien, im sogenannten Pré-Sal-Gebiet, das Brasilien in die höchste Liga der Erdölproduzenten katapultiert hat. Dort hat BP vor zweieinhalb Jahren den Block „Bumerangue“ ersteigert, ein Konzessionsgebiet mit einer Fläche von rund 300 Quadratkilometern, wo nun ein Ölfeld entdeckt wurde, das wegweisend für die Zukunft des Unternehmens sein könnte.

Gordon Birrell, Direktor für Produktion und Betrieb bei BP, sprach von einem „weiteren Erfolg in einem Jahr, das für unser Explorationsteam außergewöhnlich war“. BP, das derzeit eine rückläufige Produktion zu verzeichnen hat und seine Öl- und Gasproduktion bis 2030 auf 2,3 bis 2,5 Millionen Fass pro Tag prognostiziert, wies darauf hin, dass dies seine zehnte Entdeckung in diesem Jahr sei. Neben der Entdeckung vor Brasilien bestätigte das Unternehmen in diesem Jahr bereits Öl- und Gasfunde in Trinidad, Ägypten, Libyen, Namibia und Angola sowie im Golf von Mexiko.

Noch hat BP keine genaueren Angaben über die Reserven im entdeckten Ölfeld gemacht. Doch laut dem Unternehmen soll um Bumerangue ein großer neuer Produktionshub entstehen. Brasilien sei ein wichtiges Land für BP, und das Ziel sei, das Potential auszuschöpfen und ein wichtiges Produktionszentrum im Land zu etablieren, sagte Birrell.

Eine Ungewissheit bleibt

BP, das bereits seit über 50 Jahren in Brasilien präsent ist, besitzt 100 Prozent der Nutzungsrechte am Ölfeld Bumerangue, das es im Rahmen einer Auktion Ende 2022 ersteigert hat. Der Konzessionsvertrag sieht vor, dass das Unternehmen dem brasilianischen Staat 5,9 Prozent der Ölgewinne überlässt.

Der Fund in Brasilien dürfte der Rückbesinnung von BP auf fossile Brennstoffe weiteren Schub verliehen. Das britische Unternehmen, das in den vergangenen Jahren viel in Erneuerbare investiert hat, bemüht sich um eine Stärkung von Öl und Gas in seinem Portfolio, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Die Reaktion auf den Fund in Brasilien war entsprechend positiv. Die Aktien von BP an der Londoner Börse stiegen nach der Ankündigung um 1,4 Prozent.

F.A.Z.

Auch die tags darauf präsentierten Quartalsergebnisse überzeugten die Anleger. Im zweiten Quartal 2025 erzielte BP einen Gewinn von 2,35 Milliarden Dollar, weit über den 1,38 Milliarden Dollar des ersten Quartals und auch deutlich über den Erwartungen der meisten Analysten. BP hat außerdem ein neues Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 750 Millionen Dollar angekündigt. Der Fund in Brasilien stärkt die Position des britischen Energiekonzerns, der sich seit einiger Zeit mit Spekulationen über eine mögliche Übernahme durch den Konkurrenten Shell konfrontiert sieht.

Getrübt wird die Euphorie über den Fund in Brasilien durch eine Ungewissheit. BP erwähnte bei der Ankündigung der Entdeckung, dass es bei einer Analyse der Bohrproben „erhöhte Kohlendioxidwerte“ gefunden habe, was Bedenken hinsichtlich der kommerziellen Rentabilität des Blocks aufwirft. Ein hohes Volumen an CO2 könnte die Öl- und Gasförderung technisch aufwendig und damit so teuer machen, dass sie sich wirtschaftlich nicht auszahlt. Birrell sagte diesbezüglich, dass er „nicht besonders“ besorgt über den Kohlendioxidgehalt im Bumerange-Block sei.

Pro Tag 3,7 Millionen Fass Öl gefördert

Laut CEO Murray Auchincloss erwägt BP bei der Entwicklung des Bumerangue-Blocks eine Partnerschaft. Beim möglichen Partner dürfte es sich um den halbstaatlichen brasilianischen Energiekonzern Petrobras handeln, wie mehrere Quellen der Agentur Reuters sagten. Petrobras, das bei der Tiefsee-Ölförderung in der Pré-Sal-Region eine Führungsrolle erlangt hat, arbeitet an der Entwicklung von Technologien, um die Förderung in Ölfeldern mit hohem CO2-Gehalt wirtschaftlich rentabel zu machen. Die Entwicklung befindet sich laut einer Petrobras-Quelle jedoch noch in einem sehr frühen Stadium. Das brasilianische Unternehmen hat vor einiger Zeit ebenfalls ein Ölfeld mit einem erhöhten CO2-Gehalt entdeckt, dessen Entwicklung es aus diesem Grund nicht weiter vorantreibt. Eine mögliche Partnerschaft zwischen BP und Petrobras im Bumerangue-Block hängt deshalb von den Eigenschaften des entdeckten Ölfeldes ab.

Große Entdeckungen in der Pré-Sal-Region haben Brasilien in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem wichtigen Ölproduzenten gemacht. In der Region mit einer Fläche von rund 150.000 Quadratkilometer konzentrieren sich heute fast 80 Prozent der brasilianischen Erdölproduktion, die nach den neuesten Daten der brasilianischen Erdöl-Behörde (ANP) im Juni einen neuen Rekord verzeichnete. Pro Tag wurden 3,7 Millionen Fass gefördert, was einem Anstieg von mehr als 10 Prozent gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres entspricht. Die Erdgasförderung ist im Jahresvergleich mehr als 20 Prozent gestiegen und betrug im Juni rund 180 Milliarden Kubikmeter pro Tag.

In den vergangenen Jahren ist die brasilianische Pré-Sal-Region etwas aus dem Fokus der internationalen Erdölindustrie geraten. Der Fund von BP ist deswegen auch für den gesamten brasilianischen Erdölsektor eine gute Nachricht, denn er zeigt laut Experten das ungenutzte Potential an den Rändern des Gebietes. Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können: Ende Oktober findet eine Auktion von 13 Blöcken statt, zu der 15 Unternehmen zugelassen sind. Der Fund von BP dürfte den Appetit entsprechend anregen. Er steigert zudem die Erwartungen in drei Blöcken in der Nähe von Bumerague, in denen BP sowie das staatlich kontrollierte norwegische Unternehmen Equinor demnächst Bohrungen durchführen werden.

Die neu erwachten Hoffnungen im Pré-Sal-Gebiet kommen zu einem Zeitpunkt, zu dem sich der Blick zusehends nach Nordbrasilien wendet. Dort treiben Petrobras, die US-Unternehmen Chevron und Exxonmobil sowie die staatlich chinesische CNPC die Exploration im Gebiet der Amazonasmündung voran, das als ökologisch höchst sensibel gilt. Die vier Konzerne haben sich bei einer Auktion im vergangenen Juni 19 der 47 Explorationsblöcke gesichert, was dem Staat mehr als 150 Millionen Dollar eingebracht hat.

Die Auktion wurde trotz sozialer und ökologischer Bedenken und des Widerstands von Umweltschützern durchgeführt. Auch bestehen rechtliche Unsicherheiten. So wartet Petrobras schon seit Jahren auf die Genehmigung der brasilianischen Umweltbehörde, um in der Region zu operieren. Obwohl das Vorhaben sehr umstritten ist, halten Petrobras und die brasilianische Regierung die Entwicklung der neuen Gebiete für entscheidend, um neue Reserven zu erschließen und so die mittelfristige Zukunft der Öl- und Gasindustrie in Brasilien abzusichern.