Gefährliche Tipps aus dem Netz
Warum Sie “Sleepmaxxing” nicht ausprobieren sollten
11.08.2025 – 13:14 UhrLesedauer: 2 Min.

Auf Social Media häufen sich Videos mit fragwürdigen Tipps für besseren Schlaf. Experten warnen: Manche Methoden können lebensgefährlich sein.
Nächtliche Mundpflaster, Kiwis vor dem Schlafengehen oder gar das Schwingen an einem gepolsterten Gürtel um Hals und Nacken – diese Methoden gehören zum Internettrend “Sleepmaxxing” (in etwa: den Schlaf optimieren). Doch viele Tipps entbehren jeder wissenschaftlichen Grundlage. Manche bergen sogar erhebliche Risiken.
Besonders auf der chinesischen Social-Media-Plattform TikTok verbreitet sich das sogenannte “Neck Swinging”: Menschen hängen sich mit gepolsterten Gürteln unter dem Kinn und im Nacken auf und wiegen ihren Körper hin und her. Die Videos erreichen Millionen Klicks. Beweise für eine bessere Schlafqualität gibt es nicht – wohl aber Berichte über Todesfälle. Für den kanadischen Wissenschaftler Timothy Coulfield sind solche Routinen “lächerlich, potenziell schädlich und ohne wissenschaftliche Grundlage”.
Beim “Mouth Taping” kleben sich Menschen nachts den Mund zu, um die Nasenatmung zu fördern. Befürworter versprechen besseren Schlaf und weniger Schnarchen. Eine Untersuchung der US-Universität George Washington fand dafür keine Belege. Fachleute warnen vor gefährlichen Atemproblemen, besonders bei Schlafapnoe. Etwa jeder Dritte ist von dieser Erkrankung betroffen.
Zu den weiteren unbelegten Tipps zählen, zwei Kiwis vor dem Schlafengehen zu essen, Gewichtsdecken oder Brillen mit farbigen Gläsern zu tragen. “Einige dieser Tipps mögen für Menschen, die grundsätzlich gut schlafen, harmlos sein”, sagt die britische Schlafexpertin Kathryn Pinkham. Doch für Menschen mit tatsächlichen Schlafproblemen könnten viele der geteilten “Sleepmaxxing”-Ratschläge “aktiv hinderlich oder sogar schädlich sein”.
Ausreichender Schlaf gilt zwar zu Recht als Grundpfeiler einer guten Gesundheit. Doch warnen Experten, dass “Sleepmaxxing” zu einer übermäßigen, obsessiven Beschäftigung mit dem perfekten Schlaf führen könnte: Laut Pinkham wird schlechter Schlaf oft durch die “Angst, ihn zu beheben” verstärkt – eine Tatsache, die von “Sleepmaxxing”-Influencern weitgehend ignoriert werde. “Je mehr wir versuchen, den Schlaf mit Tricks oder starren Routinen zu kontrollieren, desto wachsamer und gestresster werden wir”, so Pinkham.
Einige “Sleepmaxxing”-Influencer versuchen zudem, von der wachsenden Beliebtheit des Trends finanziell zu profitieren, indem sie Produkte wie Mundpflaster, schlaffördernde Getränkepulver und “Sleepmax-Gummibärchen” mit Melatonin bewerben. Die US-Akademie für Schlafmedizin rät jedoch von Melatonin zur Behandlung von Schlaflosigkeit bei Erwachsenen ab und verweist auf widersprüchliche medizinische Erkenntnisse hinsichtlich dessen Wirksamkeit.
“Sleepmaxxing”-Tricks aus dem Netz können also wirkungslos sein, die Probleme verschärfen oder im Extremfall tödlich enden. Es gilt: Bei anhaltenden Schlafproblemen sollten Betroffene immer einen Arzt aufsuchen.