Jeden Tag trifft es 370 Menschen in Deutschland

9

Jeden Tag trifft es 370 Menschen

Plötzlicher Herzstillstand: Wer betroffen ist und wo es passiert


13.08.2025 – 11:00 UhrLesedauer: 2 Min.

478022524Vergrößern des Bildes

Schnelle Hilfe: Bei einem Herzstillstand entscheiden Sekunden. (Quelle: ollo/getty-images-bilder)

Plötzlich setzt das Herz aus: Jeden Tag erleben dies Hunderte Menschen in Deutschland – oft völlig unerwartet. Neue Zahlen zeigen, wie viele dank schneller Hilfe überleben und wo es noch große Lücken gibt.

2024 erlitten in Deutschland rund 136.000 Menschen außerhalb eines Krankenhauses einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand. Das entspricht durchschnittlich 370 Fällen pro Tag. Etwa die Hälfte der Betroffenen erhielt eine Wiederbelebung durch den Rettungsdienst, wie der aktuelle Jahresbericht des Deutschen Reanimationsregisters zeigt.

Die Auswertung von Daten aus 198 Notarzt- und Rettungsdiensten mit einer Versorgungsregion von rund 42 Millionen Menschen zeigt: Immer mehr Menschen helfen sofort. In der sogenannten Referenzgruppe stieg der Anteil der Ersthelfer-Reanimationen von 50,7 Prozent im Jahr 2023 auf 55,4 Prozent im Jahr 2024. Bundesweit kletterte er von 49,9 auf 52,0 Prozent.

Erstmals registrierte das Reanimationsregister auch deutlich mehr Einsätze mit Defibrillatoren durch Ersthelfer: In zwei Prozent der Fälle – das sind 529 Patienten – erfolgte der erste Stromstoß noch vor Eintreffen des Rettungsdienstes. Das gilt als wichtiger Fortschritt, denn bei Kammerflimmern zählt jede Minute. “Diese Entwicklung ist ermutigend und zeigt, dass die langjährigen Anstrengungen in der Bevölkerung Wirkung zeigen. Dennoch ist hier noch deutlich Luft nach oben”, sagt Matthias Fischer vom Organisationskomitee des Registers laut Pressemitteilung.

Ebenfalls gestiegen ist der Anteil der telefonischen Reanimationsanleitungen durch Leitstellen – ein entscheidender Faktor, wenn Laien vor Ort unsicher sind. In der Referenzgruppe stieg er von 33,0 Prozent auf 40,4 Prozent, bundesweit von 33,9 Prozent auf 37,3 Prozent.

Schnelles Eintreffen kann über Leben und Tod entscheiden. Das Ziel: In 80 Prozent der Fälle innerhalb von acht Minuten vor Ort sein. 2024 schafften die Rettungsdienste in den Referenzstandorten dies in 78,5 Prozent der Fälle. Bundesweit lag der Wert mit 73,2 Prozent noch darunter.

Zwar erreicht ein Drittel der Patienten das Krankenhaus mit wiederhergestelltem Kreislauf, doch die Entlassungsrate stagniert seit Jahren bei etwa 11 Prozent. Das bedeutet: Die große Mehrheit der Eingelieferten verstirbt im Krankenhaus.

Mehr als 70 Prozent der Überlebenden erholen sich neurologisch gut. Entscheidend ist dabei auch die Krankenhausbehandlung: So wird das empfohlene Temperaturmanagement, bei dem der Körper auf 32 bis 34 Grad gekühlt wird, nur noch bei 17,3 Prozent der Patienten eingesetzt – obwohl Studien zeigen, dass es die Überlebenschancen deutlich verbessern kann.

Die neue Auswertung zeigt insgesamt: Frühzeitige Hilfe durch Laien, schnelle Defibrillation und telefonische Anleitung können Leben retten, werden aber noch zu selten genutzt. “Jetzt ist der Moment, die gesamte Überlebenskette noch einmal gezielt zu stärken”, betont Jan-Thorsten Gräsner vom Deutschen Reanimationsregister. Nur wenn alle Glieder – vom ersten Helfen bis zur Klinikversorgung – ineinandergreifen, steigen die Chancen auf ein gutes Überleben.