Flugzeugabsturz Kasachstan: Zwei Überlebende aus Deutschland

20

Zwei Überlebende des Flugzeugabsturzes in Kasachstan kommen nach Angaben des Auswärtigen Amts aus Deutschland. Nach aktuellem Kenntnisstand lebten zwei der überlebenden Passagiere hierzulande, hieß es aus dem Außenamt in Berlin. Die Gedanken seien bei den getöteten Passagieren und ihren Angehörigen, den Verletzten wünsche man rasche Genesung, hieß es weiter. „Es ist zentral, dass die Absturzursache jetzt rasch und unvoreingenommen ermittelt wird.“

Nach dem Absturz des Passagierflugzeugs am Mittwoch, bei dem 38 Menschen getötet wurden, steht der Verdacht im Raum, dass das Flugzeug zuvor im Nordkaukasus vor ihrer geplanten Landung in Grosny, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien, durch die Explosion einer Flugabwehrrakete beschädigt worden sein könnte. Die Ermittlungen zur Absturzursache laufen. Bisher gibt es dazu keine offiziellen Ergebnisse. Allerdings teilte die Fluglinie am Freitag mit, dass eine „Einwirkung von außen“ der Grund für den Absturz gewesen sei und aus Aserbaidschan gibt es Stimmen, die von Moskau eine Entschuldigung fordern.

Russland wird zunächst nicht auf die Schuldvorwürfe aus Baku eingehen. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte kühl, dass die aserbaidschanischen Äußerungen in Moskau bekannt seien. Demnach gab es auch Forderungen in Baku, Moskau solle sich dafür entschuldigen, dass die Maschine von der russischen Flugabwehr erfasst worden und dadurch abgestürzt sei. Peskow lehnte das ab und forderte abermals, die Ermittlungsergebnisse abzuwarten.

Zusammenhang mit Drohnen-Alarm

„Eine Untersuchung dieses Flugzeugvorfalls ist im Gange. Und bis die Schlussfolgerungen der Untersuchung vorliegen, halten wir uns nicht für berechtigt, Urteile zu fällen – und werden dies auch nicht tun“, sagte Peskow. Solche Ergebnisse könnten nur von den russischen Luftfahrtbehörden, die den Fall untersuchten, kommen, meinte er.

F.A.Z.

Der Chef der russischen Luftfahrtbehörde Rosawiazija, Dmitrij Jadrow, sagte am Freitag, das Flugzeug habe aus Sicherheitsgründen nicht in Grosny landen können. „Die Situation an diesem Tag und während dieser Stunden im Bereich des Flughafens von Grosny war sehr kompliziert“, so Jadrow. „Ukrainische Kampfdrohnen führten zu diesem Zeitpunkt terroristische Angriffe auf die zivile Infrastruktur in den Gebieten Grosny und Wladikawkas.“

Demnach waren wegen der Gefahr durch die Drohnen keine Starts und Landungen in Grosny, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien, erlaubt. Nach Darstellung Jadrows mussten alle Piloten in dem Zeitraum des Alarms den Luftraum verlassen. Es war das erste Mal, dass eine offizielle russische Stelle einen zeitlichen Zusammenhang zwischen einem Drohnenalarm und dem Absturz herstellte. Auf russischer Seite leitet Rosawiazija die Ermittlungen.

Fluggesellschaft stellt Flüge in einige russische Städte ein

Jadrow äußerte sich nicht dazu, ob die Maschine womöglich durch eine ukrainische Drohne oder den Einsatz einer russischen Flugabwehrrakete beschädigt wurde und dann abstürzte. Er sagte auch, dass in Grosny zu der Zeit dichter Nebel herrschte. Der Pilot der Maschine habe zwei Landeversuche unternommen – ohne Erfolg. Er sei dann Richtung Kasachstan abgedreht.

Die Ukraine wiederum macht Russland für den Absturz verantwortlich. Moskau müsse für den „Abschuss“ der Maschine der Fluggesellschaft Azerbaijan Airlines zur Verantwortung gezogen werden, erklärte der Chef der ukrainischen Präsidialverwaltung, Andrij Jermak, auf der Plattform Telegram.

Die betrofffenen Fluggesellschaft stellt unterdessen Flüge in zehn russische Städte ein. Von diesem Samstag an werde es keine Flüge mehr von Baku nach Sotschi, Wolgograd, Ufa, Samara, Mineralnye Wody, Grosny, Machatschkala, Wladikawkas, Nischni Nowgorod und Saratow, teilte das Unternehmen der aserbaidschanischen Nachrichtenagentur Turan zufolge in Baku mit. Azerbaijan Airlines will der Mitteilung zufolge weiter die Flughäfen in Moskau, St. Petersburg, Kasan, Astrachan, Jekaterinburg und Nowosibirsk anfliegen. In Kasachstan setzte die Fluggesellschaft Qazaq Air für einen Monat aus Sicherheitsgründen Flüge von der Hauptstadt Astana in die russische Metropole Jekaterinburg am Ural aus. Flüge nach Omsk und Nowosibirsk in Sibirien gebe es aber weiter, hieß es.

Beim Landeversuch stürzte die aserbaidschanische Maschine vom Typ Embraer 190 am Mittwoch in der Nähe der kasachischen Stadt Aktau an der Küste des Kaspischen Meeres ab. 38 Menschen an Bord wurden getötet, es gab 29 Überlebende. Fotos des Heckteils der Unglücksmaschine zeigen Schäden, die den Einschlaglöchern von Schrapnell aus Flugabwehrwaffen ähneln. Die zwei Flugschreiber der Embraer wurden nach kasachischen Angaben am Donnerstag gefunden.