Taliban verbieten Fenster mit Blick auf „Frauenorte“

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Die Taliban in Afghanistan haben per Dekret den Einbau von Fenstern an jenen Stellen in Wohnhäusern verboten, durch die von Frauen genutzte Bereiche einzusehen wären. Neubauten sollen demnach keine Fenster haben, durch die man „den Hof, die Küche, den Nachbarsbrunnen und andere Orte, die gewöhnlich von Frauen benutzt werden“, sehen kann.

Die neue Vorschrift wurde von Taliban-Anführer Hibatullah Achundsada per Dekret erlassen, wie Regierungssprecher Sabihullah Mudschahid mitteilte. „Frauen bei der Arbeit in der Küche, im Hof oder beim Wasserholen aus dem Brunnen zu sehen, kann zu obszönen Handlungen führen“, heißt es in dem Erlass. Lokale Behörden und andere entsprechende Abteilungen müssen demnach Baustellen überwachen, um sicherzustellen, dass nicht in die Nachbarhäuser geschaut werden kann.

Keine weiblichen Stimmen in Funk und Fernsehen

Bei bestehenden Fenstern sollen die Besitzer den Angaben zufolge ermutigt werden, eine Mauer zu bauen oder die Aussicht zu blockieren, „um Belästigungen der Nachbarn zu vermeiden“.

Seit der erneuten Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im August 2021 sind Frauen nach und nach aus dem öffentlichen Raum verbannt worden. Die Vereinten Nationen haben in diesem Zusammenhang von „Geschlechter-Apartheid“ gesprochen.

So dürfen Mädchen und Frauen nicht über die Primarschule hinaus Bildungseinrichtungen besuchen. Die international nicht anerkannte Regierung hatte zunächst gesagt, dies sei eine „vorübergehende Aussetzung“ bis ein sicheres Umfeld für den Schulbesuch der Mädchen geschaffen sei. Doch seither hat sich nichts getan.

NGOs dürfen keine Frauen mehr beschäftigen

Arbeitsmöglichkeiten für Frauen wurden eingeschränkt. Zuletzt drohten die Taliban den in Afghanistan tätigen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) mit dem Entzug der Lizenz, falls sie Frauen beschäftigen. Das afghanische Wirtschaftsministerium bekräftigte damit ein bereits im Dezember 2022 verhängtes Verbot.

Die Taliban behaupten, ihre Maßnahmen seien nötig, um das Gesetz des Landes, die gesellschaftlichen Normen und die öffentliche Sicherheit aufrechtzuerhalten. Sie bestreiten zugleich, dass Frauenarbeit komplett verboten wäre. Ihn zufolge sind bisher fast 9000 Arbeitsgenehmigungen erteilt worden.

Anfang Dezember hatten die Taliban laut der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) Frauen auch die Ausbildung im medizinischen Bereich verboten. Nach Auskunft von Instituten wurden auch Ausbildungen zur Krankenschwester oder Hebamme „bis auf weiteres“ eingestellt.

Auch der Zugang zu Parks und anderen öffentlichen Plätzen ist Frauen untersagt. Ein kürzlich verabschiedetes Gesetz verbietet Frauen sogar, in der Öffentlichkeit ihre Stimme zu erheben. Einige Radio- und Fernsehsender übertragen keine weiblichen Stimmen mehr.