Der US-Armee galten Afroamerikaner als Soldaten zweiter Klasse, doch im Ersten Weltkrieg widerlegten die “Harlem Hellfighters” alle rassistischen Vorurteile. Bald war ihre Tapferkeit aber wieder vergessen.
“Minderwertig” seien sie, “dumm” und “ungebildet”. Immer wieder wurden die Männer des 369. US-Infanterieregiments in ihrer Heimat beschimpft und beleidigt. Denn die Soldaten dieser Einheit waren schwarzer Hautfarbe, auch in der US-Armee war der in den Vereinigten Staaten grassierende Rassismus weitverbreitet.
Im April 1917 hatte US-Präsident Woodrow Wilson gefordert, “die Welt sicher für die Demokratie” zu machen. Doch seine eigene Nation hatte hier ein gewaltiges Defizit, denn Millionen und Abermillionen Afroamerikaner wurden diskriminiert. Auch bei der US-Armee herrschte Rassentrennung, für Afroamerikaner gab es gesonderte Einheiten. Ganz so genau nahm es das US-Militär dann aber doch nicht mit der Rassentrennung, die Offiziere waren in der Regel Weiße.
Viele der Männer des 369. Infanterieregiments – das aus der Nationalgarde des Bundesstaats New York hervorging – wollten die gängigen und ihnen immer wieder entgegenschlagenden Vorurteile widerlegen. So hofften sie auf eine Art “Bewährung” auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges in Europa. Im April 1917 hatten die Vereinigten Staaten dem Deutschen Reich den Krieg erklärt, die American Expeditionary Forces unter John J. Pershing sollten den Verbündeten auf dem Kontinent zu Hilfe kommen.
Von seinen afroamerikanischen Soldaten hielt Pershing weniger als von seinen weißen, als “unterlegen” bezeichnete er erstere gegenüber dem französischen Militär. Bereits der Abschied aus New York war für die Soldaten des 369. Infanterieregiments bitter: Sie durften nicht Teil der Abschiedsparade ihrer übergeordneten Einheit, der “Regenbogendivision” sein. Denn “Schwarz” sei eben “keine Farbe des Regenbogens”, so hieß es offiziell.
Als das 369. Infanterieregiment in Frankreich ankam, brannten die Männer dann auf Kampf und Bewährung – stattdessen durften sie nur Hilfsdienste weit hinter der Front verrichten. An der Front selbst wollte sie niemand haben. Niemand? Doch, die Franzosen, die einerseits die stark gelichteten Reihen ihrer Armee auffrischen mussten und andererseits keine derart ausgeprägten Vorurteile gegen schwarze Soldaten hegten, übernahmen die Einheit für die Dauer des Krieges.
So kamen die Soldaten des 369. Infanterieregiments der US-Armee doch noch an die Front, allerdings unter französischem Kommando. Geführt wurde die Einheit weiterhin von William Hayward, einem weißen Offizier, der die Verachtung vieler seiner Offizierskollegen gegenüber afroamerikanischen Soldaten nicht teilte. Respekt erwarben sich die Männer des 369. Infanterieregiments in den Schützengräben dann schnell: bei Freund und Feind.
“Sie sind Teufel”, soll ein deutscher Offizier später über die Männer des 369. geurteilt haben. “Sie lächeln, wenn sie töten, und lassen sich nicht lebend kriegen.” Die Franzosen fanden andere Worte für ihre Kameraden aus Amerika: “Hommes de Bronze”, die “Männer aus Bronze”. Anerkennung hatte sich das Regiment wahrlich verdient: Wo es stand, wich es vor dem Feind nicht mehr zurück, kein Kampf ging verloren. 191 Tage befand sich das 369. Infanterieregiment im direkten Fronteinsatz, mehr als jede andere amerikanische Einheit. Fast 1.500 Männer fielen während der Kämpfe und Schlachten. Als “Harlem Hellfighters” (“Höllenkämpfer), wurde das 369. Infanterieregiment später bezeichnet, wobei nicht geklärt ist, wer diesen Namen ersonnen hat.
Beinahe hätte Private Henry Johnson zu den Toten der Einheit gehört. Mitte Mai 1918 befand er sich auf Posten allein mit einem Kameraden in den Argonnen im Norden Frankreichs. Ein deutscher Trupp näherte sich, kappte den Stacheldraht und wollte in die gegnerischen Reihen vordringen. Johnson und sein Kamerad flohen nicht, sondern sie kämpften. Als der Kamerad verwundet und kampfunfähig wurde, gab Johnson nicht auf. Schließlich machte er ohne Munition mit dem Messer weiter. Johnson wehrte den Angriff ab, tötete mehrere Deutsche, er selbst erlitt zahlreiche Wunden.