Der letzte linke Popstar geht

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Das kann niemanden überraschen, der die globalen Trends in den vergangenen Jahren verfolgt hat. Die Ära, in der sich mit Klimaschutz, Flüchtlingsaufnahme und Feminismus Wahlen gewinnen ließen, ist in vielen westlichen Ländern vorbei. Es ist letztlich der Themenmix gut situierter Eliten, die mehr einen ästhetischen als einen materiellen Anspruch an Politik haben. Die breite Masse treibt auch in Kanada stärker die Inflation oder die Wohnungsknappheit um.

Ähnlich wie Deutschland trifft die Regierungskrise Kanada in einer Phase, in der es sich eigentlich auf Trump konzentrieren müsste. Es geht nicht nur um die Zölle, die er den Nachbarn schon angedroht hat, sondern auch um die Verteidigung. Trudeau wollte das Zweiprozentziel der NATO erst 2032 erreichen, womit das Land aber nicht mehr durchkommen dürfte.

Dass die Kanadier deshalb den Vereinigten Staaten beitreten, wie Trump glauben macht, ist unwahrscheinlich; in jedem Fall aber könnte es ernsthafte Spannungen zwischen den beiden eng verbundenen Ländern geben. Dass Amerika mit konfrontativer Politik gegen Verbündete wieder groß wird, ist nicht gesagt – der Westen insgesamt aber sicher nicht.