Zahl der Start-up-Gründungen steigt wieder deutlich an

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Trotz der wirtschaftlich angespannten Lage zeigt die Zahl der neugegründeten Start-ups im Jahr 2024 einen deutlichen Aufwärtstrend. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland 2766 neue Start-ups gegründet – ein Plus von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Auswertung des deutschen Start-up-Verbands gemeinsam mit der Datenbank Startupdetector hervor. 2024 ist demnach das zweitstärkste Gründungsjahr seit Beginn der Auswertung im Jahr 2019.

Übertroffen wird es nur vom Corona-Jahr 2021, das in der Start-up-Branche als Ausreißer gilt. Danach knickte das Gründungsgeschehen 2022 aufgrund der steigenden Zinsen und der wirtschaftlichen Unsicherheit deutlich ein und konnte sich auch 2023 nicht wirklich erholen. Nun scheint es eine Trendwende zu geben. „Krisenzeiten sind Gründungszeiten. Die aktuellen Zahlen sind ein starkes Signal für den Standort Deutschland”, sagt Helmut Schönenberger, stellvertretender Vorsitzender des Start-up-Verbandes und Chef des Münchener Gründerzentrums UnternehmerTUM.

Berlin und München bleiben auch 2024 mit Abstand die stärksten Gründungsstandorte – pro Kopf führt allerdings erstmals Heidelberg die Liste mit 13,5 Neugründungen pro 100.000 Einwohnern an. In den vergangenen Jahren haben sich rund um forschungsstarke Universitäten wie in Heidelberg, Aachen oder Darmstadt stark wachsende Start-up-Ökosysteme entwickelt. Aachen landet dieses Jahr auf dem vierten, Darmstadt auf dem fünften Rang. München und Berlin müssen sich im Pro-Kopf-Ranking mit den Plätzen Zwei und Drei zufriedengeben.

Ungleiche Verteilung

Doch obwohl sich neben Berlin inzwischen noch mehr Gründungszentren etabliert haben, bleibt das Gründungsgeschehen in Deutschland insgesamt ungleich verteilt. In nur sechs Kreisen sind im vergangenen Jahr den Daten von Startupdetector zufolge 50 oder mehr Start-ups gegründet worden, 38 Prozent aller neuen Start-ups seien in diesen sechs Kreisen entstanden – obwohl dort nur elf Prozent der Bevölkerung lebten und 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erwirtschaftet würden. In 354 von 400 Kreisen seien weniger als zehn Start-ups gegründet worden. Auf diese Kreise entfielen 36 Prozent der Neugründungen, obwohl dort 60 Prozent des deutschen BIPs erwirtschaftet und 70 Prozent der Bevölkerung leben würden.

Ein großer Treiber des Gründungsgeschehens ist der Software-Sektor mit 618 Neugründungen im vergangenen Jahr. Die Neugründungen legten hier im Vorjahresvergleich um ein Drittel zu. Positiv entwickelten sich nach schwierigen Vorjahren auch die Bereiche Bildung und Gaming, die jeweils um gut ein Viertel zulegten. Die in der Pandemie sehr beliebten Sektoren Lebensmittel und Onlinehandel konnten sich zwar im Gründungsgeschehen stabilisieren, fielen aber auch durch eine Häufung an Insolvenzen auf.

336 Start-ups meldeten 2024 Insolvenz. Das ist ein neuer Höchstwert seitdem Startupdetector die Zahlen erfasst. 2023 gingen noch 286 Start-ups insolvent. Die Autoren des Berichts weisen darauf hin, dass auch die sonstigen Unternehmensinsolvenzen im vergangenen Jahr deutlich angestiegen sind. Am stärksten betroffen waren Onlinehandel-Start-ups mit 53 Insolvenzen und Lebensmittel-Start-ups mit 38 Insolvenzen. „Die zunehmenden Insolvenzen sind im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld nicht überraschend und treffen genau die Branchen, in denen Kunden sparen oder Marktpotenziale überschätzt wurden“, sagt Felix Engelmann, Mitgründer von Startupdetector.