In Österreich führt der bisherige Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) nunmehr die Bundesregierung. Am Freitagmittag betraute ihn Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit dem Vorsitz der geschäftsführenden Bundesregierung und den Aufgaben im Bundeskanzleramt. Er folgt auf den bisherigen Kanzler Karl Nehammer (ÖVP), der am vergangenen Wochenende seinen Rücktritt angekündigt hatte. Nehammer war mit dem Versuch gescheitert, eine Dreierkoalition aus ÖVP, SPÖ und Neos zu bilden.
Da die ÖVP seither ihre Absage an eine Koalition mit Herbert Kickl aufgegeben hat, hat Van der Bellen nun doch den Vorsitzenden der rechten FPÖ mit der Regierungsbildung beauftragt. Die FPÖ mit Kickl hat die Nationalratswahl vom 29. September mit 29 Prozent vor der ÖVP (28 Prozent) gewonnen. FPÖ und ÖVP wollen an diesem Freitag offiziell Koalitionsverhandlungen aufnehmen. Schallenberg, der von Oktober bis Dezember 2021 schon einmal kurzzeitig Kanzler war, amtiert zusammen mit dem Rest der bisherigen ÖVP-Grünen-Regierung, bis ein neuer Kanzler „angelobt“ ist.
Gegen einen möglichen Kanzler Kickl und die sich abzeichnende blau-schwarze Koalition gingen am Donnerstag Abend einige Zehntausend Demonstranten auf die Straße. Die Veranstalter der Demonstration sprachen von 50.000, die Polizei von 25.000.