Südkorea: Yoon festgenommen

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Ein Konvoi schwarzer Geländewagen verließ unter Polizeieskorte das präsidiale Anwesen im Zentrum von Seoul. Yoon wird laut Berichten in den kommenden Stunden von der CIO zum Vorwurf verhört, er habe sich mit seinem Vorgehen des Aufruhrs und Machtmissbrauchs schuldig gemacht.

Kurz zuvor hatten Yoons Anwälte noch mitgeteilt, er wolle selbst bei der Behörde erscheinen und später am Tag eine Rede halten.

Es ist das erste Mal in der Geschichte des Landes, dass ein formell amtierender Präsident Südkoreas verhaftet wurde. Neben den Ermittlungen der Anti-Korruptions-Behörde wegen Machtmissbrauchs und Aufruhrs läuft auch ein Amtsenthebungsverfahren beim Verfassungsgericht gegen Yoon. Nachdem der 64-Jährige bei der ersten Anhörung am Dienstag nicht vor Gericht erschienen war, wurde der nächste Prozesstermin auf Donnerstag vertagt.

Am 31. Dezember protestieren in Seoul Anhänger von Yoon gegen dessen Amtsenthebung und den Haftbefehl.
Am 31. Dezember protestieren in Seoul Anhänger von Yoon gegen dessen Amtsenthebung und den Haftbefehl.EPA/Jeon Heon-kyun

Seit Dezember hatte sich Yoon in seinem Präsidentenwohnsitz verbarrikadiert, wo ihn hohe Mauern, Stacheldrahtzaun und sein präsidialer Sicherheitsdienst vor einer Verhaftung schützten. Zudem waren massenweise Anhänger auf die Straße gegangen, um sich für ihn einzusetzen. Am 3. Januar hinderten Beamte von Yoons Sicherheitsdienst, darunter auch Soldaten, Ermittler an der Verhaftung des Präsidenten. 

Yoon hatte am 3. Dezember im Zuge eines Haushaltsstreits mit der Opposition kurzzeitig das Kriegsrecht ausgerufen und das demokratische Land damit in eine Staatskrise gestürzt. Das Parlament stimmte daraufhin für seine Amtsenthebung. In den kommenden Wochen wird das Verfassungsgericht diese Entscheidung prüfen.

Yoon verteidigte die Verhängung des – wenige Stunden später wieder aufgehobenen – Kriegsrechts bis zuletzt als legitimes Mittel. Die Opposition bezeichnete der suspendierte Präsident als Ansammlung „staatsfeindlicher Kräfte“, die den Staat in seinen grundlegenden Funktionen lähmen würden.