Hessen-CDU kürt Lips zur Spitzenkandidatin und nominiert Linsenhoff

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Als „Vorbild für die CDU im Bund“ sieht der hessische Partei- und Regierungschef Boris Rhein seinen Landesverband. Das nationale Wahlprogramm enthalte viele Versprechen, die man in Wiesbaden schon verwirklicht habe, sagte der Unionspolitiker am Dienstagabend in Alsfeld bei der Aufstellung der Kandidatenliste für die Bundestagswahl. Rheins Beispiele reichten vom „Gender-Gaga-Verbot“ in Schulen, Hochschulen und Verwaltung bis zum „schärfsten Polizeigesetz“ in Deutschland. „Heute schauen nicht wir nach Bayern, sondern umgekehrt“, meinte der Regierungschef.

Den von ihm formulierten Anspruch dokumentierten zwei Videos. Im aktuellen Wahlspot tritt Rhein neben Helmut Kohl und dem Kanzlerkandidaten Friedrich Merz auf. Der bescheinigte seinen hessischen Parteifreunden, die Landtagswahlen im Herbst 2023 „spektakulär“ gewonnen zu haben. Rhein erinnerte daran, dass man vorher nicht über potentielle Koalitionspartner spekuliert habe. Je stärker die Union werde, um so mehr lasse sich später aus den Koalitionsverhandlungen herausholen. Hessen sei „das Politiklabor der Republik“, sagte der Ministerpräsident. „So wie wir Hessen weiterführen, werden wir auch Deutschland weiterführen.“

Hessen-CDU: Wechsel zur SPD richtig

Nötig sei eine „Renaissance der Realpolitik“, wie sie die christlich-soziale Koalition in Wiesbaden eingeleitet habe. „Nichts von dem wäre möglich gewesen mit den Grünen“, sagte Rhein. Dass die CDU ihren früheren Koalitionspartner nach der Landtagswahl gegen die SPD ausgetauscht habe, sei „exakt die richtige Entscheidung“ gewesen.

Die Liste der Kandidaten bezeichnete der Unionspolitiker als „Mix aus Erfahrung und Erneuerung“. Die 321 Delegierten folgten dem Vorschlag des Vorstands ausnahmslos. An die Spitze wählten sie Patricia Lips. Die 61 Jahre alte Handelsfachwirtin aus dem Landkreis Offenbach gehört dem Bundestag seit 2002 an und kümmert sich vor allem um Haushaltsfragen. 2020 leitete sie Friedrich Merz’ Team für die Bewerbung um den CDU-Parteivorsitz. Lips zählt zu den stellvertretenden Vorsitzenden der Bundestagsfraktion. Dass sie mit 94,1 Prozent der Stimmen am Dienstagabend ein relativ schwaches Ergebnis erzielte, wurde auch auf die Übersteuerung ihrer Rede durch die Tontechnik zurückgeführt.

„Superstark“ nannte Rhein den Zweitplatzierten Michael Brand. Er führt die Landesgruppe der hessischen Bundestagsabgeordneten an. Seit 2005 wurde er in Fulda immer direkt gewählt. In der CDU/CSU-Fraktion leitet der Einundfünfzigjährige die Arbeitsgruppe für Menschenrechte. Ihm folgt Michael Meister. Der 63 Jahre alte promovierte Mathematiker gehört dem Bundestag seit 30 Jahren an. Von 2013 bis 2021 war er Parlamentarischer Staatssekretär. Auf dem vierten Rang der Liste kandidiert Anna-Maria Bischof. Die 35 Jahre alte Volljuristin aus Fritzlar hat vor einem Jahr das Amt der Generalsekretärin übernommen.

Reiterin Linsenhoff als Platz zehn der CDU-Liste

Leopold Born, 31 Jahre alt, Vorsitzender der Jungen Union in Hessen, Wahlkampfmanager und Wirtschaftswissenschaftler, wurde auf Rang 5 gewählt. Den sechsten Platz belegt der Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Marburg-Biedenkopf Stefan Heck. Der 42 Jahre alte promovierte Jurist verzeichnete mit 99,4 Prozent Stimmen eines der besten Abstimmungsergebnisse. Anschließend brach er nach Berlin auf, um dort am nächsten Morgen den Untersuchungsausschuss zum Atomausstieg zu leiten.

Auf den zehnten Platz wählten die Delegierten mit 95,6 Prozent Ann Kathrin Linsenhoff aus Kronberg. Rhein würdigte nicht nur ihren Sieg im Dressurreiten bei den Olympischen Spielen in Seoul, sondern auch ihre ehrenamtliche Arbeit als Schatzmeisterin der hessischen CDU. Helge Braun, Spitzenkandidat des Landesverbandes bei den Bundestagswahlen und unter Angela Merkel Kanzleramtschef, verabschiedet sich aus der Politik, um Präsident der Universität Lübeck zu werden.