Rap-Star Drake verklagt den weltgrößten Musikkonzern Universal Music wegen Verleumdung. Hintergrund der am Mittwoch in New York eingereichten Klage ist der im Mai 2024 veröffentlichte Song „Not Like Us“ von Kendrick Lamar. Die beiden Musiker liegen seit langem über Kreuz und haben sich in diversen sogenannten Diss-Tracks gegenseitig mit Beleidigungen und Anschuldigungen überzogen – keine Seltenheit im Hip-Hop. Der Song verbreite die „unmissverständliche und falsche Anschuldigung“, dass Drake ein „Pädophiler“ sei und rufe zu Gewalt gegen ihn auf, heißt es in der Klageschrift. Universal habe den Song dennoch veröffentlicht und eine Kampagne gestartet, um Song zu einem Hit zu machen.
Drake geht mit der Klage gegen einen langjährigen Partner vor, er arbeitet mit dem Universal-Label Republic Records zusammen, während Lamars Werke über das ebenfalls zu Universal gehörende Label Interscope erscheinen. Beide Künstler gehören zu den absoluten Stars ihres Genres. Drake ist nicht zuletzt der meistgestreamte Künstler auf Spotify in der vergangenen Dekade. Der 37 Jahre alte Kalifornier Lamar bekam 2018 als erster Rapper überhaupt den Pulitzer-Preis. „Not Like Us“ kommt mittlerweile alleine auf Musikstreaming-Marktführer Spotify auf mehr als eine Milliarde Streams und ist für fünf Grammys nominiert. Lamar soll zudem im Februar in der Halbzeit des Super Bowl auftreten.
Die Klage ist explizit nicht gegen Lamar gerichtet. Es gehe „ausschließlich“ um Universal. Der Konzern habe gewusst, dass die „anzüglichen Anschuldigungen“ falsch seien, jedoch „Gier über die Sicherheit und das Wohlbefinden seiner Künstler gestellt“, heißt es in der Klageschrift weiter. So wird in dem Dokument unter anderem auf eine Schießerei nahe des Hauses von Drake in Toronto verwiesen, bei dem ein Security-Mitarbeiter des Künstlers verletzt wurde, die sich kurz nach Veröffentlichung von „Not Like Us“ ereignete. Auch habe der Künstler seinen Sohn auf Grund von Sicherheitsbedenken von der Schule nehmen müssen.
Dem Konzern wird in der Klage zudem vorgeworfen, nicht nur den Erfolg von Lamars Song und die daraus für Universal resultierenden Einnahmen im Sinn gehabt zu haben, sondern auch potentiell Vorteile daraus ziehen zu wollen, den Wert von Drakes Musik und Marke zu verringern. So könne Universal bei einem neuen Vertrag mit Drake potentiell bessere Konditionen heraushandeln. Der aktuelle soll dieses Jahr auslaufen. Unter diesem ist Universal allen voran Drakes Vertriebs- und Verlagspartner. Unterzeichnet im Jahr 2021, soll er mehrere hundert Millionen Dollar schwer sein, wie Branchenmedien berichteten.
Der Musikkonzern erklärte in einem Statement, die Behauptungen seien nicht nur unwahr, sondern alleine schon die Vorstellung, dass Universal dem Ansehen eines Künstlers – „geschweige denn Drake – schaden wolle, sei „unlogisch“. Man habe jahrelang „massiv“ in die Arbeit des 38 Jahre alten Kanadiers investiert, um ihm dabei zu helfen, Erfolge historischen Ausmaßes zu erreichen. Weiter wies das Unternehmen darauf hin, dass auch Drake „bewusst und erfolgreich“ Universals Dienste genutzt habe, um mit seiner Musik „Rap-Battles“ auszufechten. Nun versuche er rechtliche Mittel „als Waffe zu benutzen“, um die kreative Freiheit eines anderen Künstlers einzuschränken und Universal zu schädigen, weil der Konzern die Musik vertreibe. Universal kündigte an, sich entschieden gegen die Klage zu wehren, um „unsere Mitarbeiter und unsere Reputation zu schützen“ – wie auch jeden Künstler, dem Verleumdung vorgeworfen werden könne, nur weil er einen Song geschrieben habe.
Drake hatte Universal zuvor schon vorgeworfen, „Not Like Us“ mit unlauteren Mitteln – unter anderem durch den Einsatz von Bots – zu beworben und obendrein Absprachen mit Spotify getroffen zu haben. Eine Einreichung bei einem New Yorker Gericht von Ende November, mit dem Ziel vor einer etwaigen Klage Zugriff auf Informationen zu erhalten, hatten Drakes Vertreter am Dienstag zurückgenommen.
Universal hatte in Reaktion auf dieses Vorgehen erklärt, die Annahme, Universal würde „irgendetwas unternehmen, um einen seiner Künstler zu unterminieren ist abstoßen und unwahr“. Man wende die „höchsten ethischen Praktiken“ in Marketing- und Promo-Kampagnen an und keine noch so ausgeklügelte und „absurde“ Einreichung könne darüber hinwegtäuschen, dass Fans die Musik hörten, die sie eben hören wollten. Auch Spotify hatte die Vorwürfe zurückgewiesen.