Einer der bekanntesten Arbeitsrechtler Deutschlands wagt einen beruflichen Neuanfang. Thomas Ubber, langjähriger Leiter der Arbeitsrechtspraxis von Allen & Overy (heute A&O Shearman) und Berater der Deutschen Bahn und des Lufthansa-Konzerns, gründet im Frühjahr 2025 seine eigene Kanzlei.
Spätestens zum 1. Mai, dem Beginn des neuen Geschäftsjahres in den meisten britischen Unternehmen, werden Ubber und acht weitere Anwältinnen und Anwälte die internationale Großkanzlei verlassen und die Arbeitsrechtsboutique Ubber Labour & Law (ULL) mit Büros in Frankfurt und München gründen.
Aushängeschild der Praxis
Das geht aus einer internen Mitteilung hervor, die Wolf Bussian, Managing Partner von A&O Shearman in Deutschland, am Mittwoch an die Mitarbeiter der Wirtschaftskanzlei verschickte. Das Memo liegt FAZ.NET vor. Bussian stellt darin in Aussicht, auch künftig mit dem neunköpfigen ULL-Team in Projekten zusammenarbeiten zu wollen.
Der 63 Jahre alte Ubber hat sich vor allem als Vertreter von Unternehmen in Tarif- und Streikverhandlungen sowie in Verhandlungen mit Arbeitnehmervertretern einen Namen gemacht. Bundesweit bekannt wurde er als Vertreter der Deutschen Bahn in den vergangenen Streiks der Lokführergewerkschaft GDL sowie als Anwalt der Deutschen Lufthansa. Seine Karriere hatte der hochgewachsene Jurist Anfang der Neunziger Jahre zunächst im Gewerblichen Rechtsschutz begonnen, war dann aber schnell ins Arbeitsrecht gewechselt.
Zusammenarbeit in Zukunft
Auf Nachfrage von FAZ.NET bestätigte A&O Shearman die Veränderung in ihrer Arbeitsrechtspraxis. „Thomas Ubber hat unsere Arbeitsrechtspraxis, aber in diversen Führungspositionen auch die Kanzlei insgesamt maßgeblich geprägt und wir wünschen ihm und seinem Team bei ULL alles Gute und viel Erfolg für die Zukunft“, würdigte Bussian die Verdienste von Ubber.
Ubber war im Frühjahr 2011 als schon anerkannter Partner von Hogan Lovells zur damaligen britischen Kanzlei Allen & Overy gewechselt. Neben dem Ausbau der Arbeitsrechtspraxis war er als Managing Partner von 2014 an für die Leitung der deutschen Standorte verantwortlich. Unter seiner Führung setzte sich Allen & Overy im Kreis der zehn umsatzstärksten Kanzleien in Deutschland fest. Von 2017 bis 2020 übte er das Amt des Senior Partners aus, vertrat also die Interesse der deutschen Anwälten innerhalb der Gesamtkanzlei.
Mit seinem Weggang besteht die Arbeitsrechtspraxis von A&O Shearman in Deutschland künftig aus drei Partnern. Die Teams konzentrieren sich nach Angaben der Kanzlei künftig vor allem auf die Geschäftsfelder Restrukturierung, interne Untersuchungen, betriebliche Altersvorsorge sowie Fragen zu Vergütung und des kollektiven Arbeitsrechts.