Aserbaidschan stellt 16 Armenier vor Gericht 

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Nahe der aserbaidschanischen Hauptstadt sollte am Freitag ein Prozess gegen 15 Armenier beginnen, die nach der Offensive von September 2023 aufgegriffen worden waren, mit der Machthaber Ilham Alijew die vollständige Kontrolle über das Gebiet Nagornyj Karabach erlangte. Zu den Angeklagten zählen frühere „Präsidenten“ der nicht anerkannten „Repu­blik Nagornyj Karabach“ und frühere Militärs, die Baku als „Separatisten“ und „Terroristen“ verfolgt. Die Vorwürfe umfassen auch Mord, Folter, Genozid sowie Führung und Planung eines Angriffskriegs. Der Beginn der vorgeworfenen Taten wird auf 1987 datiert, als der Nationalitätenkonflikt in der späten Sowjetunion aufbrach.

Wenn es nicht zu Freilassungen durch eine Übereinkunft mit Eriwan kommt, droht den Angeklagten lebenslange Haft. Auch Bakus wohl prominentestem Gefangenen: Ruben Wardanjan. Gegen den Milliardär läuft ein eigenes Verfahren. Wardanjan hat sein Vermögen in Russland gemacht und fungierte von November 2022 bis Februar 2023 als Karabachs faktischer Ministerpräsident. Ende September 2023 geriet er in Gefangenschaft.

Wardanjan teilte nun über seine Familie mit, von 470 Tagen in Untersuchungshaft habe er 340 in Einzelhaft und 23 im Karzer verbracht. Er habe noch nicht alle der 42 Anklagepunkte gegen ihn studieren können, erkläre seine „völlige Unschuld und die Unschuld meiner Landsleute“ und fordere, „diesen politisierten Fall“ zu beenden. Mindestens 23 Armenier sind in aserbaidschanischer Gefangenschaft, womöglich Dutzende weitere. Alijew gibt sich unversöhnlich und hat jüngst gar die Rhetorik gegen Armenien verschärft. Er bezeichnete es als „faschistischen Staat“ und forderte ein Rückkehrrecht für Aserbaidschaner in armenische Gebiete.