Commerzbank prüft Abbau tausender Jobs als Mittel gegen Unicredit-Kauf

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Ob es der italienischen Bank Unicredit gelingt, die Commerzbank zu kaufen oder ob es der „gelben Bank“ gelingt, eigenständig zu bleiben, ist das wohl heißeste Thema am Finanzplatz Frankfurt. Klar ist: Den Übernahmekampf werden wesentlich die Aktionäre der Commerzbank entscheiden, nachdem Unicredit sich schon mit Hilfe von verbündeten Banken (Barclays, Citigroup, Jefferies) und Derivaten Zugriff auf 28 Prozent der Commerzbank-Aktien gesichert hat.

Ob nun noch weitere Aktionäre an Unicredit verkaufen, dürfte wesentlich davon abhängen, ob die Commerzbank ihren Eigentümern eine glaubwürdige Strategie präsentieren kann, wenn sie denn eigenständig bliebe. Daran wird gerade gearbeitet, am 13. Februar sollen neue Ziele bekannt gegeben werden.

Die britische Zeitung „Financial Times“ berichtet nun, die Commerzbank erwäge einen Stellenabbau. Einige „wenige“ Tausend Arbeitsplätze könnten gestrichen werden. Nach einem Abbau von 10.000 Stellen zu Beginn des Jahrzehnts einerseits und gleichzeitig einem Aufbau von IT-Experten anderseits bietet die Commerzbank derzeit noch fast 37.000 Vollzeitstellen.

Kostensenkungen dürften nicht das einzige Mittel sein

Insofern ist es plausibel, dass die Führung unter der im Oktober 2024 zur Vorstandsvorsitzenden berufenen Bettina Orlopp auch an Kostensenkungen denkt. „Wir wollen und werden die Kosten-Ertrags-Quote weiter nach unten bringen“, hatte Orlopp schon im November 2024 im Interview mit der F.A.Z. gesagt.

Seit Oktober Commerzbank-Chefin: Bettina Orlopp Anfang November im Gespräch mit der F.A.Z.
Seit Oktober Commerzbank-Chefin: Bettina Orlopp Anfang November im Gespräch mit der F.A.Z.Frank Röth

Die derzeitige Quote – nach den ersten neun Monaten – von 59 Prozent und die für 2027 angepeilten 54 Prozent seien für den deutschen Markt schon sehr gut. „Aber durch den Einsatz neuer Technologien, etwa Künstliche Intelligenz, können wir die Produktivität und Effizienz noch steigern“, sagte Orlopp damals und gab damit die Richtung vor für das, was am 13. Februar präsentiert werden könnte: Ein Stellenabbau im Inland, dagegen den Aufbau von neuen IT-Stellen im Ausland, etwa in Polen und Tschechien, wohin die Commerzbank schon einiges hin ausgelagert hat.

Betriebsrat bisher nicht eingebunden

Kostensenkungen dürften nicht das einzige Mittel, aber das entscheidende sein, um Aktionären mehr Effizienz und Rentabilität zu versprechen. Zuletzt hat die Commerzbank zwar bei den Gebühren-Einnnahmen ein Wachstum geschafft, aber die wieder sinkenden Zinsen begrenzen das Erlöspotential. Insofern wird es ohne Kostensenkungen wohl kaum gehen.

Die Commerzbank äußerte sich am Samstag dazu zurückhaltend. Auf Anfrage der F.A.Z. sagte eine Sprecherin: „Wie Sie wissen, werden wir Investoren und Öffentlichkeit am 13. Februar auf einem Kapitalmarkttag umfassend über unser Strategie-Update informieren, das derzeit erarbeitet wird. Den anstehenden Beratungen in Vorstand und Aufsichtsrat können wir nicht vorgreifen.“ Grundsätzlich befände sich die Commerzbank auf einem erfolgreichen, profitablen Wachstumskurs. Die Sprecherin fügte aber mit Blick auf einen möglichen Stellenabbau hinzu: „Dabei bleibt die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit eine unternehmerische Daueraufgabe.”

Noch ist dazu nichts beschlossen, bis zum 13. Februar dürften noch einige Ideen eruiert und Ziele konkretisiert werden, darauf weist auch die „Financial Times“ hin. Der Betriebsrat der Commerzbank ist bisher dem Vernehmen nach nicht in die Pläne zum Stellenabbau involviert. Dessen ehemaliger Vorsitzender hatte aber vor wenigen Wochen gewarnt, nach einem Kauf durch Unicredit stünden 15.000 Stellen in der Commerzbank auf der Kippe.

Die HVB als Vorbild für die Commerzbank?

Analysten von J.P. Morgan hatten in einer Studie darauf hingewiesen, dass Unicredit seine Münchener Tochtergesellschaft, die frühere Hypo-Vereinsbank, recht effizient führe. Der italienischen Bank sei es in den vergangenen Jahren gelungen, viele Prozesse zu vereinfachen. Falls es Unicredit schaffe, die Commerzbank ähnlich schlank zu steuern wie die HVB, könne die Belegschaft um 8140 Stellen verringert werden, hatten die Analysten der US-Bank argumentiert und damit eine weitere Zahl in die Welt gesetzt.

Insofern wäre es kaum erstaunlich, wenn die Commerzbank ihren Aktionären mehr als das gerade auf mehr als 12 Prozent bis 2027 erhöhte Eigenkapitalrenditeziel meint bieten zu müssen, damit sie an Bord bleiben und nicht an Unicredit verkaufen. Einen weiteren Aktienverkauf hat bisher nur die aktuelle Bundesregierung ausgeschlossen, die noch 12 Prozent der Commerzbank-Aktien hält. Alle anderen Aktionäre werden prüfen, wie effizient sich die Commerzbank für die Zukunft aufzustellen gedenkt. Und dann entscheiden, ob sie ihre Commerzbank-Aktien behalten oder nicht doch an Unicredit verkaufen.