Als wollte Donald Trump noch einmal unterstreichen, dass seine Rückkehr nach Washington ein Triumphzug sei, trat der künftige Präsident am späten Sonntagnachmittag auf die Bühne der „Capitol One Arena“ und rief der Menge zu: „Wir haben gewonnen.“
Vor vier Jahren hatte der Republikaner die amerikanische Hauptstadt zwei Wochen nach dem Sturm auf das Kapitol verlassen müssen. Er tat es zu den Klängen von Frank Sinatras „My Way“ – trotzig, so als wolle er vergessen machen, dass er am Ende sogar von den eigenen Leuten vom Hof gejagt wurde. Seine Rückkehr ist für ihn eine Genugtuung. Und es ist nicht seine Art, im Stillen zu genießen. Also rief er seinen Anhängern zu: „Hello Washington. Hello America. Wir haben gewonnen“. Das nationale Votum. Und alle sieben Swing States. Er schaute in die Halle und fügte hinzu, dies sei die großartigste Bewegung in der amerikanischen Geschichte.
Einen Tag vor seiner Vereidigung als 47. Präsident hatte er zu einer Kundgebung geladen, einer Art Vorfeier. Sie folgte im Grunde der Choreographie der Kundgebungen seiner MAGA-Bewegung. Trump gelobte, von Montag an den Schalter umzulegen und die Politik des „gescheiterten und korrupten Establishments“ zu beenden. Er werde an Tag eins eine Reihe von Dekreten unterzeichnen – von der Verschärfung der Grenzpolitik bis zur Aufhebung der Tik-Tok-Verbots.
Elon Musk und die Village People
Eigentlich sollte auch der künftige Vizepräsident J. D. Vance sprechen. Dazu kam es nicht. Stattdessen kam sein neuer Freund Elon Musk, der künftige Regierungsberater, mit seinem kleinen Sohn auf die Bühne und versprach, man werde großartige Sachen machen. Am Ende traten die Village People auf und sangen zu den rhythmischen Moves des künftigen Präsidenten den alten Song „YMCA“, einst die Hymne der Homosexuellen-Bewegung, heute der Hit der Maga-Bewegung.
Im Hagel, später dann im Schnee hatten zuvor Tausende Trump-Anhänger vor der Capitol-Arena in der Innenstadt Washingtons ausgeharrt – in der Hoffnung, hineingelassen zu werden. 20.000 Anhänger schafften es. 200.000 waren in der Stadt erwartet worden, die eigentlich am Montag auf der National Mall an der Amtseinführung vor dem Kapitol teilnehmen wollten. Diese wurde allerdings wegen der klirrenden Kälte kurzfristig ins Innere des Kongresses verlegt.
Stacey Nicholson war einer von ihnen. Mit Cowboy-Hut und in gefütterter Regenjacke gekleidet, reihte er sich in die Schlange ein. „Wir haben uns so gefreut, den Tag auf der Mall zu verbringen“, sagte der 56 Jahre alte Texaner. Seine Frau und er seien am Samstag von Dallas nach Washington geflogen, obwohl sie schon erfahren hatten, dass die Feierlichkeiten witterungsbedingt anders verlaufen würden. „Wir machen das Beste daraus“, sagte Nicholson. Natürlich sei er enttäuscht. Aber er verstehe, dass Trump die Entscheidung getroffen habe. Nicholson unterstützt Trump seit 2016. „Ich glaube einfach, dass er das Land wieder auf Vordermann bringt.“ Er betreibt eine Ranch mit Rindern in Zentraltexas. Seine Kinder kümmerten sich um die Farm, während er in Washington sei. Nach dem Event im Stadion wollte er mit seiner Frau Essen gehen und den ein oder anderen Bourbon trinken.
Trumpisten überall
Die Hauptstadt, eine Hochburg der Demokraten, war am Sonntag ganz in der Hand der Trumpisten. Pick-up-Trucks mit Trump-Fahnen fuhren über die Straßen der Stadt. Die Innenstadt war abgesperrt. Überall Polizei und Nationalgarde. Wenn Bewohner der Stadt an einem Pulk von Trumpisten mit roten MAGA-Mützen vorbeigingen, verdrehten sie mitunter die Augen.
Am Mittag hatte Trump an einer Zeremonie auf dem Nationalfriedhof Arlington nahe Washington teilgenommen. Er legte nach seinem Flug von Florida in die Hauptstadt mit Vance einen Kranz am Grab des Unbekannten Soldaten nieder. Ehefrau Melania und seine Söhne waren auch in Arlington dabei, ebenso künftige Mitglieder seines Kabinetts, darunter Marco Rubio, der für den Posten im State Department nominiert ist, und Peter Hegseth, den er als künftigen Verteidigungsminister ausgeguckt hat.
Trump wird am Montag in der Rotunda des Kongresses als 47. Präsident der Vereinigten Staaten vereidigt. Mehr als 25.000 Sicherheitskräfte werden im Einsatz sein.