China und Trump gehen aufeinander zu

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Der neue US-Präsident Donald Trump ist zwar noch nicht im Amt. Doch nach einer Reihe von positiven Signalen aus Washington und Peking gibt es Hoffnungen, dass sich die Beziehungen zwischen den USA und China zumindest kurzfristig entspannen. Die Börsen in Asien reagierten am Montag positiv, der Index in Hongkong war rund zwei Prozent im Plus.

Grund für den Optimismus waren Entwicklungen, die darauf hindeuten, dass beide Seiten zumindest vorerst nicht die Konfrontation suchen. Trump telefonierte mit Chinas Präsidenten Xi Jinping und bezeichnete das Telefonat danach als „sehr gut“. Trump habe seinen Beratern gesagt, er wolle innerhalb der ersten 100 Tage seiner Amtszeit nach China reisen, berichtete die Zeitung „Wall Street Journal“ am Wochenende. China schickte mit Vizepräsident Han Zheng einen hochrangigen Vertreter zu Trumps Amtseinführung nach Washington, der sich dort mit Trumps künftigem Vizepräsidenten J. D. Vance, Trumps Berater Elon Musk und anderen Wirtschaftsvertretern traf. Die Position des Vizepräsidenten ist zwar weitgehend zeremoniell, doch es ist das erste Mal, dass China überhaupt einen Vertreter schickt. Ursprünglich hatte Trump Präsident Xi eingeladen.

Auch die Staatsmedien in der Volksrepublik betonen zurzeit die Kooperationsbereitschaft und dass man an einem „guten Start“ interessiert sei. China bemüht sich vor allem angesichts einer schwächelnden Wirtschaft um eine Stabilisierung der Beziehungen zum Westen und umgarnt internationale Großkonzerne. Auch Vizepräsident Han machte den Unternehmen in Washington wieder Avancen.

„Ich bin überrascht, wie positiv sich Trump über China äußert“

Zudem sorgte Trump am Wochenende dafür, dass das soziale Medium Tiktok, das dem chinesischen Bytedance-Konzern gehört, nach kurzer Unterbrechung wieder online ging. „Dank der Bemühungen von Präsident Trump ist Tiktok zurück“, teilte die App mit. Mit seinem Vorschlag, aus Tiktoks US-Geschäft ein Gemeinschaftsunternehmen mit einem US-Investor zu machen, übernahm er ein Konzept, mit dem China in der Vergangenheit sehr erfolgreich war. Die Volksrepublik hat jahrzehntelang in vielen Branchen internationalen Unternehmen den Eintritt in China nur in Form eines Gemeinschaftsunternehmens erlaubt, in dem ein chinesisches Unternehmen die Mehrheit behielt. Mit Erstarken der chinesischen Wirtschaft wurde die Regel nach und nach gelockert.

„Ich finde die Entwicklungen sehr positiv“, sagt Cameron Johnson, Partner der Beratung Tidal Wave Solutions in Shanghai, der seit vielen Jahren in China lebt und auch in der amerikanischen Handelskammer in Shanghai aktiv ist. „Ich bin überrascht, wie positiv sich Trump über China äußert“, sagt Joe Mazur, Politik-Analyst der Denkfabrik Trivium China in Peking.

Besonders deutlich ist der Kontrast zur China-Politik der Biden-Regierung. Diese hat die letzten Wochen genutzt, um eine Reihe von Maßnahmen, die China ausbremsen sollen, so festzuzurren, dass es für Trump schwieriger wird, diese wieder aufzulösen. Sie erschwerte den Zugang Pekings zu den neuesten Computerchips weiter, führte neue Restriktionen gegen wichtige chinesische Unternehmen ein und ging gegen chinesische Subventionen für den Schiffsektor vor.

Ob das sanfte Tauwetter indes anhält, ist fraglich. Auch vor 8 Jahren zu Beginn von Trumps erster Präsidentschaft standen die Zeichen zunächst positiv: Xi hatte Trump sogar in Mar-a-Lago besucht, dennoch folgte wenig später ein Handelskrieg zwischen der größten und der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Im Wahlkampf hat Trump zuletzt mit Importzöllen von 60 Prozent auf sämtliche Waren aus China gedroht. Seit seinem Wahlsieg hat er angekündigt, zunächst 10 Prozent zu erheben. „Der frühe Kontakt zwischen den beiden Seiten ist ein gutes Zeichen. Aber es ist zu früh, um daraus zu schließen, was das langfristig heißt“, mahnt Analyst Mazur.