Der neue amerikanische Präsident Donald Trump macht in der zentralen Schlüsseltechnologie der Gegenwart Nägel mit Köpfen: Er stellt ein gewaltiges KI-Projekt vor, das insgesamt 500 Millliarden Dollar umfassen und mindestens 100.000 Arbeitsplätze entstehen lassen soll. Natürlich geschieht all das nicht von heute auf morgen, sondern ist auf einige Jahre angelegt. Natürlich ist die Ankündigung auch perfekt in die symbolträchtige Choreographie des Amtsantritts eingepasst, sie vermittelt Willens- und Tatkraft, Tempo und Fokus. Und natürlich ist die Idee der drei beteiligten Unternehmen nicht jetzt gerade, sondern schon im vergangenen Jahr entstanden.
Gleichwohl sind Stoßrichtung und Brisanz kaum zu unterschätzen. Neben Steuern, Abgaben und Bürokratie ist die technologische Infrastruktur der zentrale Standortfaktor, der erfolgreiches Wirtschaften ermöglicht (oder eben nicht). Künstliche Intelligenz wird erst dann wirklich massentauglich, wenn es ausreichend Computerkapazitäten gibt, um bespielweise die gegenwärtig angesagten großen KI-Sprachmodelle zu trainieren, zu betreiben und zugleich Platz für die weiter wachsenden Datenmengen zu bieten. Für die Daten und KI-Dienste von Unternehmen, Behörden und den unzähligen Nutzerinnen und Nutzern.
Genau darauf zielt das nun angekündigte Projekt „Stargate“ ab, hinter dem der ChatGPT-Entwickler OpenAI, das japanische Technologie-Investitionsunternehmen Softbank und der wiederum amerikanische Oracle-Konzern stehen. Sie wollen spezielle KI-Rechenzentren aufbauen und eine dazu passende Energieversorgung sicherstellen. An dieser Stelle schließt sich auch eine gedankliche Lücke, die Trump noch während seiner Einführungsrede ließ, als er ankündigte, deutlich mehr Öl und Gas fördern zu lassen, damit die Energiepreise sinken: Sie sollen eben auch sinken, damit erschwinglicher wird, die extrem energieintensive KI-Technologie weiterzuentwickeln und auszubauen – in vielen Projektionen ist die Künstliche Intelligenz der wesentliche Grund für einen steigenden Strombedarf in den kommenden Jahren.
Zugleich macht Trump abermals klar, dass er aus seiner Sicht und der Sicht seiner Berater unnötige Auflagen abräumen wird, um schneller voranzukommen. Schon am Montag widerrief er Regeln, die sein Vorgänger Joe Biden einst erlassen hatte, um Künstliche Intelligenz zumal in sensiblen Bereichen zu entwickeln. Priorität ist, den Wettlauf allen voran mit China nicht zu verlieren, dessen Führung sich ihrerseits ambitionierte KI-Ziele gesteckt hat. Und dies in dem Wissen, dass sich ein Vorsprung in diesem Bereich eben nicht nur kommerziell, sondern auch militärisch auswirkt, etwa in der Steuerung von Drohnenschwärmen oder der Früherkennung und Abwehr von Luftangriffen. Die Botschaft an Europa, die von der nun verlautbarten Stargate-Initiative ausgeht, ist ebenfalls ersichtlich.
Interessant ist an dem Projekt schließlich auch, auf wen Trump konkret setzt. Der Oracle-Gründer Larry Ellison gilt schon länger als Unterstützer. OpenAI-Chef Sam Altman liegt indes überkreuz mit dem engen Trump-Vertrauten und -Unterstützer Elon Musk, der ihn mehrfach öffentlich dafür kritisierte, wie er das KI-Unternehmen führt, das Musk einst mit auf den Weg gebracht, sich dann aber abgewendet und es schließlich sogar verklagt hatte. Altman hat nun offenkundig auch einen ganz persönlichen Etappensieg errungen.