Nach Anschlag in Magdeburg: Intensivpatient Deutschland

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Kaum zu glauben allerdings ist, und das würde man keinem Drehbuchautor durchgehen lassen, dass der Attentäter geradezu nichts unversucht ließ, um den Sicherheitsbehörden aufzufallen. Immer wieder kündigte er an, Menschen durch einen Anschlag töten zu wollen, und zwar nicht im kleinen Kreis, sondern schriftlich beim Bundesministerium des Innern und etwa mit einem Anruf im Kanzleramt. Mehr als hundert Vorgänge waren in mehreren Bundesländern aktenkundig, inklusive Warnungen aus Saudi-Arabien, dem Herkunftsland des Attentäters. Es gab Anzeigen und Verurteilungen. Klar: Es wird viel wirres Zeug geredet und geschrieben, davon können nicht nur Behörden ein Lied singen. Aber hier war eine reale Gefahr alles andere als fernliegend. Der Rechtsstaat hat zahlreiche Möglichkeiten, hier vorzubeugen und einzugreifen. Dazu muss er in Bund und Ländern gut vernetzt sein, die Lage richtig auswerten und dann tätig werden.

Wieder ist es nämlich vor allem ein Vollzugsproblem. Der Facharzt für Psychiatrie war schon in seinem Beruf auffällig geworden. Ohne Folgen. Deutschland hat ein Fachkräftepro­blem eigener Art. Es muss nicht nur auf Weihnachtsmärkten Lücken schließen. Damit es nicht in Agonie verfällt.