Es war ein Gespräch unter alten Freunden, als Donald Trump dem Fox-News-Moderator Sean Hannity im Oval Office gegenübersaß. Angekündigt war es als erstes Interview mit dem neuen amerikanischen Präsidenten, zwei Tage nach Amtsantritt. Doch Hannity bereitete Trump wie üblich eher die Bühne als ihm kritische Fragen zu stellen.
Er eröffnete das Gespräch mit den Worten, endlich sei Trump nach „vier langen Jahren“ wieder da, wo er hingehöre. Anschließend bestätigten die beiden Männer sich in dem am Mittwochabend ausgestrahlten Interview eine Stunde lang in ihren Ansichten, ohne dass Trump eine einzige Neuigkeit mitteilte. Ein zweiter Teil sollte an diesem Donnerstagabend folgen.
Einen Moment der Missstimmung gab es allein beim Thema der Randalierer des 6. Januar 2021, die Trump am Montag fast alle pauschal begnadigt hatte. Hannity sagte, er habe als „einzige Kritik“ gehört, dass auch diejenigen begnadigt worden seien, die Polizisten angegriffen hatten. Trump zog sich darauf zurück, dass die Verurteilten ja schon dreieinhalb Jahre unter schlechten Bedingungen abgesessen hätten, „eine lange Zeit“. Viele waren wegen länglicher oder später Verfahren jedoch erst entschieden kürzer in Haft. Außerdem sind unter ihnen Mitglieder der rechtsextremen Milizen Oath Keepers und Proud Boys.
„Gab nur sehr geringfügige Vorfälle“
Dann kam Trump auf seine Umdeutung des Sturms auf das Kapitols zu sprechen. Die Leute hätten protestiert, „weil sie wussten, dass es Wahlbetrug gab“ und das „muss ihnen erlaubt sein“. Da schob Hannity schließlich ein: „Sie sollten nicht in der Lage sein, das Kapitol zu stürmen.“ Trump überging diesen Satz. Ohnehin habe es nur „sehr geringfügige Vorfälle“ mit Polizisten gegeben, fuhr er fort. Es gebe da ein paar „falsche Typen, die ständig auf CNN zu sehen“ seien. „Es gab eine Menge Patriotismus unter diesen Leuten.“ Damit war das Thema beendet.
Mit am meisten Sendezeit bekam Trump für seine Ausfälle gegen Gavin Newsom, den demokratischen Gouverneur Kaliforniens, der „wie ein Idiot“ dastehe. Über Minuten wiederholte er angesichts der verheerenden Brände in Los Angeles Falschbehauptungen über nicht freigegebene Wasservorräte und den Schutz einer „kleinen, winzigen“ Fischart, der am Wassermangel Schuld sei.
Als Hannity Trump darauf ansprach, dass einige den Videodienst Tiktok für eine „Spionageapp der Kommunisten in China“ halten, gab der Präsident zurück, das könne man ja nun „über alles sagen, was in China hergestellt wird“. Inzwischen kämen die meisten Handys und Computer zu großen Teilen dort her. Der Republikaner hatte am ersten Tag im Amt per Dekret ein Gesetz ausgehebelt, das die Abschaltung der App in den Vereinigten Staaten vorsieht. Er will, dass Amerika künftig fünfzig Prozent des chinesischen Dienstes durch ein Gemeinschaftsunternehmen kontrolliert.
Trump sagte im Interview am Mittwoch, es sei „nicht so wichtig für China, junge Leute auszuspionieren, die verrückte Videos schauen“. Hannity antwortete, er wolle nicht, dass China „irgendjemanden“ ausspioniere – und wechselte zum Thema Grenze, bei dem keine Unstimmigkeiten aufkamen.
Trumps Lügen über Migranten
Auch an dieser Stelle wiederholte Trump seine Lügen über massenhaft Terroristen, Mörder und Verbrecher, die aus den Gefängnissen anderen Ländern – diesmal nannte er neben Venezuela noch Kongo – in die Vereinigten Staaten entlassen würden. Es kämen Leute „mit Tattoos im ganzen Gesicht“ nach Amerika, die „typischerweise nicht die Bank im Ort leiten“. Eine Mehrheit der Eingereisten seien Kriminelle und die Lage an der Grenze das Verschulden der Biden-Regierung.
Trump setzte am Mittwoch noch einmal zum Rundumschlag gegen seinen Vorgänger Joe Biden an. Gleich zu Beginn sprach er von den „schrecklichen“ Philosophien der „Linksradikalen“. Dann erzählte er, er habe Bidens Brief, den der scheidende Präsident dem Nachfolger traditionell im Schreibtisch des Oval Office hinterlegt, am Montag dem Fox-News-Journalisten Peter Doocy in die Hand gedrückt. Ob der den Brief geöffnet habe, wisse er nicht.
Später drohte Trump wegen der präventiven Begnadigungen mehrerer Gegner Trumps durch Biden mit Ermittlungen, ging jedoch nicht ins Detail. „Ich bin mit diesem Abschaum vier Jahre durch die Hölle gegangen“, sagte Trump. Wegen der Anklagen gegen ihn, die er als politische Verfolgung darstellt, habe er Millionen Dollar für Anwälte ausgegeben. Es sei deshalb „wirklich schwer, zu sagen, dass sie das alles nicht durchmachen sollten“. Biden sei schlecht beraten worden – er habe alle präventiv begnadigt, nur nicht sich selbst.