Marco Wanderwitz im Interview über den Osten und die AfD

24

Herr Wanderwitz, im Jahr 2021, als sie noch Ostbeauftragter waren, sagten Sie mal, nur ein geringer Teil der AfD-Wähler sei „potentiell rückholbar“. Dafür wurden Sie heftig kritisiert. Sehen Sie sich nach diesem Wahljahr bestätigt?

Leider ja. Solange es die AfD gibt, haben wir kaum eine Chance, ihre Wähler zu erreichen. Die hält sie in Geiselhaft, füttert sie von früh bis spät, analog und digital, mit Hass, Hetze und Rassismus. Da ist nicht mal eben ranzukommen.

Wurde tatsächlich ausreichend versucht, die Menschen von einer anderen Politik zu überzeugen? Die Ampel hat ausgerechnet im Wahljahr versagt.

Die AfD hat bereits bei der Landtagswahl 2019 in Sachsen knapp 28 Prozent geholt, da gab es noch keine Ampel. Die Bilanz der Ampel ist freilich mau. Aber nur darauf sollte man langjährige Phänomene nicht schieben.

2019 gab es auch Friedrich Merz noch nicht. Könnte der als Kanzler nicht AfD-Wähler zurückgewinnen?

Sicherlich gibt es einige, die am konservativen Rand abgerutscht sind, weil die CDU aus ihrer Sicht nach links gerückt war. Aber der durchschnittliche AfD-Wähler ist kein Konservativer, der ist wie seine Partei ein undemokratischer Systemsprenger, will ein anderes Land, hat völkisch-rassistische Grundhaltungen. Für den haben wir als CDU nichts im Angebot. Wegregieren klappt nicht, wenn Menschen Anforderungen außerhalb des Verfassungsbogens stellen.