Eine Gruppe von Vormenschen ernährte sich offenbar vegan

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An dem methodischen Fortschritt, den die Mainzer Arbeit darstellt, dürfte es indes weniger gelegen haben, dass sie rasch Gegenstand von Medienberichten wurde. Das ist verständlich, nicht nur im „Veganuary“, zu dem der erste Monat des Jahres ausgerufen wurde, um Homo sapiens vom Appetit auf Fleischgerichte abzubringen. Der Zeitgeist freut sich eben, wenn ihm suggeriert wird, eine propagierte Präferenz sei schon die der frühen Vorfahren gewesen und damit die „natürliche“, von der die Menschen dann verderbterweise abkamen.

Das Problem: Australopithecinen waren zwar unsere Vorfahren, aber taxonomisch und vor allem von der Größe ihrer Gehirne her keine Menschen. Als aber die ersten Vertreter unserer Gattung Homo vor etwa zwei Millionen auf den Plan traten, begannen sich das Hirnvolumen und die damit verbundenen kognitiven Fähigkeiten drastisch zu steigern – und das wird plausibel mit dem Übergang zu habituellem Fleischkonsum in Verbindung gebracht. Der Neandertaler, bei dem sich entsprechende Stickstoffwerte messen lassen, vertilgte viel Fleisch – und hatte ein größeres Gehirn als wir heute.

Mit dem Umkehrschluss, das tägliche Schnitzel müsse dann gut fürs Denkvermögen sein, sollte man allerdings auch vorsichtig sein: Seit etwa 3000 Jahren, und damit etwa seit es Alphabetschriften, Eisenverhüttung und ein Münzwesen gibt, gehen unsere Hirnvolumina wieder zurück.