Künstliches Koma bei Lungenentzündung: Wann ist das nötig?

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Droht bei schwerer Lungenentzündung ein Lungenversagen, kann ein künstliches Koma überlebenswichtig sein. Was bedeutet das für die Heilung?

Eine schwere Lungenentzündung kann lebensbedrohlich sein. In solchen Fällen entscheiden sich Ärzte und Ärztinnen womöglich für ein künstliches Koma. Doch was genau bedeutet das? Und welche Folgen hat diese Maßnahme für die Erkrankten?

Eine Lungenentzündung (Pneumonie) wird in den meisten Fällen durch Bakterien, seltener durch Viren oder Pilze ausgelöst. Entzündet sich das Lungengewebe, kann das die Sauerstoffaufnahme erschweren und Atemnot hervorrufen. Vor allem bei älteren Menschen sowie Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Vorerkrankungen ist das Erkrankungsrisiko erhöht – wie auch das Risiko für einen schweren Verlauf.

Wenn die Lunge durch die Infektion stark beeinträchtigt wird, kann es zu einem akuten Lungenversagen (ARDS, Acute Respiratory Distress Syndrome) kommen. Der Körper erhält dann nicht mehr genügend Sauerstoff, weil die Lunge nicht mehr ausreichend arbeitet, sodass unmittelbar Lebensgefahr besteht. Dann ist es meist nötig, Betroffene in ein künstliches Koma zu versetzen und künstlich zu beatmen.

Ein künstliches Koma ist keine “echte” Bewusstlosigkeit, sondern eine kontrollierte, medikamentös herbeigeführte Bewusstseinsminderung: Die erkrankte Person bekommt Medikamente verabreicht, die sie in einen schlafähnlichen Zustand versetzen – während andere Medikamente gleichzeitig ihre Schmerzwahrnehmung senken. Diese Maßnahme kann Körperfunktionen verlangsamen, den Stoffwechsel herunterfahren und den Behandlungsstress verringern, was die Heilung unterstützen kann.

Während des künstlichen Komas versorgt ein Beatmungsgerät die Erkrankten mit Sauerstoff. Um das künstliche Koma zu beenden und die Aufwachphase einzuleiten, werden die Medikamente allmählich niedriger dosiert. Dieses langsame Ausschleichen kann mehrere Tage dauern.

Ärzte entscheiden sich für diese Maßnahme, wenn andere Therapieformen nicht ausreichen. Typische Gründe sind:

Ein künstliches Koma birgt auch Risiken. Die Betroffenen können eine Muskelschwäche entwickeln, die Erholungszeit nach dem Aufwachen ist oft lang und in manchen Fällen kann es zu Komplikationen wie Infektionen oder Kreislaufproblemen kommen.

Deshalb wird die Dauer des künstlichen Komas in der Regel so kurz wie möglich gehalten. Sobald sich die Lungenfunktion verbessert, versuchen Ärzte, den Patienten oder die Patientin langsam wieder aus der Narkose zu holen und aufzuwecken.

Nach einem längeren künstlichen Koma brauchen Betroffene oft Wochen oder Monate, um wieder vollständig zu genesen. Viele müssen ihre Muskeln durch Physiotherapie wieder aufbauen und das Atmen neu trainieren. Auch psychische Begleiterscheinungen infolge der Langzeitnarkose wie Verwirrung oder Albträume sind möglich, verschwinden aber meist mit der Zeit. Wichtig sind eine enge ärztliche Überwachung und eine intensive Nachsorge, um Betroffene bei der Rückkehr in den Alltag zu unterstützen.