Klimawandel: Extremwetter gefährden Qualität des Grundwassers

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Stand: 31.01.2025 14:25 Uhr

Deutschland ist ein wasserreiches Land, doch die Qualität des Grundwassers nimmt stetig ab. Der Grund: Der Klimawandel führt zu immer extremeren Wetterbedingungen – mit Folgen für das Grundwasser.

Von Margareta Holzreiter, SWR

Grundwasser kann sich bilden, wenn die Niederschläge auf den Boden treffen und dann langsam durch Erde und Gesteinsschichten sickern. Fremdstoffe, die der Regen an der Oberfläche aufnimmt, werden während des Transports durch den Boden gefiltert oder abgebaut. Tief unten sammelt sich dann das natürlich gereinigte Grundwasser.

Gerd Gleixner, Professor am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena, hat in einer Langzeitstudie untersucht, wie sich dieser natürliche Filterprozess durch den Klimawandel verändert. Nach acht Jahren Forschung können er und sein Team bestätigen, dass trotz zuletzt steigender Pegelstände die Sorge vor einer sinkenden Trinkwasserqualität berechtigt ist.

“Wir können jetzt zeigen, dass wir nicht mehr vor einer sinkenden Qualität zu warnen brauchen. Es ist schon so weit.” Die Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass Extremwetterereignisse, also extreme Dürren oder Starkregen, schon jetzt unser Grundwasser verunreinigen können.

Neue Analysemethode

In bisherigen Verfahren wurde gemessen, wie viel gelöster Kohlenstoff sich im Grundwasser befindet, als Anhaltspunkt für die Verschmutzung des Grundwassers. Der neue Ansatz ist deutlich sensibler. Das Forschungsteam hat gemessen, welche Fremdstoffe sich in den Böden oberhalb der Grundwasser-Reserven ansammeln.

Manche dieser Stoffe konnte die Gruppe dann auch im Grundwasser nachweisen und beobachten, wie sich die enthaltene Mischung an Fremdstoffen immer wieder verändert. Nicht alle, aber doch einige dieser im Grundwasser gelösten Rückstände sind schädlich.

Der Bodenfilter schwächelt

“Die Ähnlichkeit zwischen oben und unten nimmt immer weiter zu”, fasst Gleixner die Forschungsergebnisse zusammen und meint damit: Immer mehr Fremdstoffe gelangen von der Oberfläche in das Grundwasser, ohne gefiltert oder abgebaut zu werden.

Dass diese Filterung nicht mehr so gut funktioniert, steht in einem klaren Zusammenhang damit, dass das Wetter klimawandelbedingt extremer wird. Immer häufiger kommt es zu Phasen extremer Trockenheit, abwechselnd mit plötzlich einsetzenden, heftigen Niederschlägen.

Besonders deutlich hat sich das in der Langzeit-Studie am Dürre-Jahr 2018 gezeigt, erklärt Gleixner. “Wenn der organische Kohlenstoff im Boden zu trocken wird und toniger Boden rissig wird, kann Wasser schnell nach unten transportiert werden. Je größer diese ‘Poren’ im Boden sind, umso schneller geht der Transport.”

Menschlicher Einfluss und Klimawandel wirken dabei zusammen. “Das Klima hat ausgelöst, dass mehr der oberflächlichen, menschengemachten Verschmutzung in das Grundwasser transportiert wird und wir sie dort auch nachweisen können. Alles, was von der Oberfläche stammt, nimmt auf einmal auch im Grundwasser zu,” so Gleixner.

Mehr Aufwand für Wasserwerke

Damit also weiterhin sauberes Wasser aus dem Wasserhahn kommen kann, muss die sinkende Filterfähigkeit des Bodens an anderer Stelle durch künstliche Filter ausgeglichen werden. Das geschieht in Wasserwerken.

Torsten Höck, Geschäftsführer des Verbands für Energie und Wasserwirtschaft in Baden-Württemberg (VfEW), bestätigt: “Wir erleben durchaus, dass das Thema Aufbereitung an Bedeutung gewinnt, also, dass mehr Aufwand für die Aufbereitung gemacht werden muss.”

Neben Starkregen und Dürre macht er dafür auch regionale Verschmutzungen mit Schadstoffen wie PFAS verantwortlich. Laut Höck gibt es aber schon wirksame Technologien, mit denen Wasserwerke viele Schadstoffe wieder herausfiltern können.

Strenge Kontrollen

Die Grundwasserqualität wird in Deutschland streng überwacht. Wenn dabei neue gesundheitsgefährdende Stoffe festgestellt werden, müssten die Aufbereitungsanlagen laut Höck so gut wie möglich nachgerüstet werden.

“Man kann etwas machen, aber das ist natürlich auch mehr Aufwand, der natürlich auch Kosten verursacht.” Hoffnung auf günstiger werdendes Trinkwasser könne er deshalb nicht machen.

Böden wieder stärken

Besser wären also langfristige Lösungen, die die Ursachen der Probleme adressieren. Dafür reiche es nicht, den Einsatz von Chemikalien und anderen gesundheitsgefährdenden Stoffen zu reduzieren. Mehr Klimaschutz sei nötig, und die natürliche Reinigungsfähigkeit der Böden müsse weiter erhalten und gestärkt werden, sagt Biogeochemiker Gleixner.

“Das bedeutet indirekt für unser System, dass wir verhindern müssen, dass es so stark austrocknet. Gegen den Regen können wir natürlich wenig machen.” Aber hinsichtlich Dürren könne man den Boden besser schützen, etwa, wenn er von Pflanzen bedeckt werde.

Als Positivbeispiel aus der Landwirtschaft nennt er den Weinbau. Statt kahler Böden dürfen zwischen den Rebstöcken mittlerweile häufig wieder Gräser und Wildkräuter wachsen. Ein kleiner Schritt, der aber dabei helfen kann, dass weiterhin frisches und gesundheitlich unbedenkliches Wasser zu einem niedrigen Preis aus der Leitung kommt.