Smarte Helfer: Wie sinnvoll Hightech für Haustiere ist

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Stand: 31.01.2025 16:36 Uhr

Der Trend der Digitalisierung hat auch die Haustiere erreicht. Vom GPS-Tracker bis zu Fitnesshalsbändern – es ist ein großer Markt entstanden. Doch welche Technologien sind wirklich hilfreich, welche eher überflüssig?

Im Jahr 2023 lebten in deutschen Haushalten 10,5 Millionen Hunde und 15,7 Millionen Katzen – ein großer Markt also für die Hersteller von smarten Geräten, mit denen Haustierhalter das Wohlbefinden ihrer geliebten Vierbeiner kontrollieren können. Dieser Markt wird seinen Umsatz in den nächsten fünf Jahren vermutlich auf 490 Millionen US-Dollar verdoppeln.

Das Versprechen: Gesündere und geschütztere Haustiere

Tiere können nicht mit Worten kommunizieren, wenn es ihnen schlecht geht. Aber Daten könnten medizinische oder Verhaltensprobleme frühzeitig aufdecken und ihre Behandlung erleichtern.

In den USA sind daher etwa Fitnesstracker, die Vitalwerte wie Bewegung, Schlafverhalten und Kalorienverbrauch von Haustieren messen, bereits üblich. Ebenso gibt es Futterautomaten, die die Futtermenge genau dosieren und Trinkbrunnen mit Filtersystemen, die für eine bessere Wasserqualität sorgen.

In Deutschland sind bislang vor allem GPS-Tracker für Haustiere weit verbreitet. Das kann besonders nützlich sein, wenn ein Haustier verloren geht. Daten aus den USA zeigen nämlich, dass im Schnitt nur jeder fünfte entlaufene Hund wieder mit seiner Familie zusammengebracht werden kann. Bei Hunden mit einem GPS-Mikrochip war es dagegen jeder zweite.

Manche Chip-Modelle haben außerdem eine “Geofencing”-Funktion: Man legt einen sicheren Bereich fest und erhält eine Nachricht, wenn das Tier diesen verlässt.

Welche Geräte sind tatsächlich medizinisch sinnvoll?

Die häufigste ernährungsbedingte Krankheit bei Haustieren ist Übergewicht. Studien zeigen, dass bis zu 65 Prozent der Hunde und Katzen in Deutschland zu viel wiegen.

Die Tierärztin Lisa Pinsenschaum hat sich auf Kleintiere spezialisiert und gibt auf Instagram Gesundheitstipps für Haustiere. Ihrer Einschätzung nach ist ein Futterautomat besonders für übergewichtige Tiere sinnvoll, wenn er richtig verwendet wird. Solche Automaten können demnach dabei helfen, die Futtermenge zu regulieren und Übergewicht so zu reduzieren.

Aber auch Fitnesstracker hält sie unter bestimmten Voraussetzungen für nützlich. “Herzfrequenzmesser und andere Überwachungsgeräte machen natürlich Sinn, vor allem zur Gesundheitsfrüherkennung. Besonders bei Tieren mit erhöhtem Risiko oder bei bereits erkrankten Tieren kann eine solche Überwachung hilfreich sein.”

Welchen Nutzen können die Daten haben?

Das gilt insbesondere für trächtige Hündinnen. “Es gibt mittlerweile sogar Temperaturchips, die man implantieren kann, um die Körpertemperatur zu überwachen. Langfristig ist das auf jeden Fall eine sinnvolle Sache”, so Pinsenschaum. Allerdings könne es auch zu einer falschen Interpretation der Daten kommen, wenn das Tier das Halsband zerkaut oder es auf andere Weise beschädigt.

Pinsenschaum findet es zwar wichtig, dass sich Haustierbesitzer damit beschäftigen, welche Daten sie überhaupt messen, doch mit der Vielzahl an Parametern und deren Einordnung seien sie auch häufig überfordert. “Die meisten Tierhalter können diese Daten nicht richtig auswerten. Viel sinnvoller wäre es, wenn die gesammelten Daten direkt an den Tierarzt übermittelt werden, der sie auswertet und die Gesundheit des Tieres überwacht. Eine mögliche Lösung wäre, dass die Daten nur an den Tierarzt geschickt werden, wenn Abweichungen oder Auffälligkeiten festgestellt werden.”

Smarte Geräte für Haustiere bergen auch Risiken

Die Geräte haben auch ihre Schattenseiten: Für Katzen stellen Halsbänder etwa ein hohes Verletzungsrisiko dar, da sie damit hängen bleiben oder sich darin verheddern können. Lisa Pinsenschaum beruhigt jedoch, dass viele Halsbänder Sollbruchstellen haben, also einen Sicherheitsmechanismus, bei dem sie sich öffnen, wenn Katzen daran hängen bleiben.

Außerdem haben Untersuchungen gezeigt, dass viele tragbare Geräte für Haustiere eine große Menge an Daten über Tierhalter erfassen, nicht nur über ihre Haustiere. So erfassen einige Apps beispielsweise die Adresse der Besitzer und deren Anwesenheitszeit. Genauso werden auch Halsbänder mit eingebauten Kameras verkauft, die alles filmen, was im Sichtfeld des Tieres passiert. Solche Aufnahmen sind datenschutzrechtlich sehr kritisch zu sehen und unter Umständen strafbar.

Trend zur Digitalisierung auch bei Haustieren

Trotz dieser Risiken beobachtet die Tierärztin einen wachsenden Trend bei solchen smarten Geräten. “Es ist ähnlich wie bei uns Menschen. Auch bei uns kommen immer mehr Technologien zur Überwachung und Gesundheitskontrolle zum Einsatz. Halsbänder, Chips und andere Geräte könnten in Zukunft noch mehr Daten sammeln und uns eine noch genauere Überwachung ermöglichen.”

Manche der smarten Haustier-Gadgets sind also nützlich, manche reines Spielzeug und manche können sogar gefährlich sein. Bevor man einfach ein Gerät kauft, in dem Glauben, seinem Haustier damit etwas Gutes zu tun, lohnt sich daher ein Gespräch mit der Tierärztin oder dem Tierarzt.