Das Bundesstrafgericht der Schweiz hat den Rohstoffkonzern Trafigura und dessen ehemaligen Spitzenmanager Mike Wainwright wegen Bestechung verurteilt. Der 51 Jahre alte Brite leitete bis März 2024 das operative Geschäft von Trafigura, das mit einem Jahresumsatz von 243 Milliarden Dollar zu den größten Händlern von Öl, Gas und Metallen der Welt zählt. Genf gehört zu den wichtigsten Knotenpunkten des Konzerns, der seinen Hauptsitz in Singapur hat. Das Strafgericht in Bellinzona befand Wainwright schuldig, den ehemaligen Mitarbeiter einer staatlichen Erdölvertriebsfirma aus Angola bestochen zu haben.
Über einen Mittelsmann sei der Beamte zwischen 2009 und 2011 mit rund fünf Millionen Euro geschmiert worden. Im Gegenzug habe Trafigura in Angola Geschäfte abschließen können, die dem Unternehmen ungerechtfertigte Gewinne von 143,7 Millionen Dollar eingebracht hätten, urteilte das Gericht. Diese Gewinne sollen nun eingezogen werden. Außerdem soll Trafigura eine Buße von drei Millionen Franken zahlen. Das Unternehmen habe nicht genug unternommen, um Korruption durch ihre Mitarbeiter zu verhindern. Wainwright wurde zu einer Haftstrafe von 32 Monaten verurteilt. Davon sind 20 Monate zur Bewährung ausgesetzt. Der Mittelsmann erhielt ebenfalls eine Haftstrafe.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Wainwrights Anwalt kündigte an, Berufung einzulegen, denn das Urteil entbehre jeglicher Grundlage; Wainwright habe niemals Zahlungen mit korrupten Absichten getätigt. Trafigura hatte die Bestechungsvorwürfe in der Verhandlung zurückgewiesen und auf unschuldig plädiert. Die Schweizer Bundesanwaltschaft zeigte sich zufrieden, dass ein Schweizer Gericht erstmals ein Unternehmen und einen von dessen ehemaligen Top-Managern wegen Bestechung ausländischer Amtsträger verurteilt hat. „Dies ist ein starkes Signal, das die Entschlossenheit der Bundesanwaltschaft widerspiegelt, alle Formen der grenzüberschreitenden Korruption, insbesondere im Rohstoffsektor, zu bekämpfen.“
Die Schweiz ist eine wichtige Drehscheibe im globalen Rohstoffhandel. Unter anderem dank der milden Regulierung haben sich dort fast 1000 Rohstoffhandelsfirmen niedergelassen. Die Neutralität des Landes erleichterte es den Händlern lange Zeit, auch mit Schurkenstaaten ungestraft Geschäfte zu machen. Immer wieder kam es zu Skandalen. Der Branchenprimus Glencore aus dem Kanton Zug bekannte sich im Jahr 2022 schuldig, Erdölmärkte manipuliert und in mehreren afrikanischen Ländern Schmiergelder gezahlt zu haben. Dafür bekam der Konzern von amerikanischen und britischen Behörden im Rahmen außergerichtlicher Einigungen Strafzahlungen in Milliardenhöhe aufgebrummt.