Alexander Gauland in Brixener Hotel nicht mehr willkommen

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Der faktische Hinauswurf des AfD-Politikers Alexander Gauland aus einem Hotel in Brixen hat in Südtirol und in ganz Italien eine heftige Debatte ausgelöst. Der 83 Jahre alte Politiker, der nach vier Jahrzehnten in der CDU 2013 zu den Gründungsmitgliedern der AfD gehörte, erhielt von den Betreibern des Vier-Sterne-Hotels „Elephant“ in Brixen nach seinem letzten Besuch die Mitteilung, dass er nicht mehr willkommen sei.

Der Vorfall hat sich nach Medienberichten im Oktober 2024 ereignet. Wie Elisabeth Heiss, Mehrheitseigentümerin und Betreiberin des Hotels, gegenüber RAI Südtirol jetzt bestätigte, habe sie Gauland noch während dessen letztem Aufenthalt zu verstehen gegeben, er möge sich für künftige Besuche in Brixen eine andere Unterkunft suchen, Mitglieder seiner Familien seien aber weiterhin willkommen.

„Wir sind ein liberales Haus, aber Alexander Gauland passt nicht mehr zu uns. Es gibt in Südtirol viele schöne Hotels. Wir haben ihn nicht rausgeworfen. Ich habe das Gespräch gesucht und ihm nahegelegt, nicht mehr zu uns zu kommen. Und zwar aus persönlichen, teils auch aus ideologischen Gründen. So ein Gast bringt Unruhe ins Haus, nicht bei uns, aber bei den Gästen“, wird Elisabeth Heiss von RAI Südtirol zitiert. In italienischen Medien wird darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Bruder der Hotelbetreiberin um den Historiker und langjährige Politiker der Südtiroler Grünen, Hans Heiss, handelt.

„Eine rote Linie überschritten“

Gauland, der sich in seiner Geburtsstadt Chemnitz als Listenkandidat der AfD in Sachsen für den Wiedereinzug in den Bundestag bewirbt, hatte sein Bedauern über den Hinauswurf aus dem Traditionshotel im Herzen der Brixener Altstadt zum Ausdruck gebracht, zumal seine Tochter bei den zahlreichen Aufenthalten in Brixen im Swimmingpool des Hauses schwimmen gelernt habe. Jürgen Wirth-Anderlan, parteiloser rechtskonservativer Abgeordneter im Südtiroler Landtag, warf den Hotelbetreibern vor, diese hätten „eine rote Linie überschritten“. Es sei ein Skandal, dass die Betreiber des bekannten Hotels „zu den Gutmenschen gehören, die immer von Meinungsfreiheit und Toleranz sprechen“, während sie „plötzlich Gäste wegen ihrer politischen Anschauungen nicht mehr willkommen“ hießen, sagte Wirth-Anderlan.

Der Südtiroler Hotel- und Gaststättenverband (HGV) erinnerte in dem Zusammenhang an die Gastgewerbeordnung der autonomen Provinz in Norditalien, wonach Gastbetriebe während der Öffnungszeiten „die üblichen Leistungen erbringen müssen – und zwar jedem, der sie verlangt und den entsprechenden Preis dafür bezahlt“, sagte HGV-Direktor Raffael Mooswalder. Statt ordnungswidrig und diskriminierend die künftige Verweigerung der Leistung anzukündigen, hätten die Hotelbetreiber eine „pragmatische Lösung“ suchen müssen – etwa dem unerwünschten Gast bei der nächsten Buchung mitteilen, dass alles ausgebucht sei, legte Mooswalder nahe.

Die Website „Brennerbasisdemokratie“, die sich selbst als „linksgrünversifft“ bezeichnet, begrüßte den Hinauswurf Gaulands, der auf der Seite als „Nazi-Verharmloser“ und „Menschenfeind“ bezeichnet wird, dagegen ausdrücklich als Zeichen „mutigen Engagements“, auf welches man in Brixen stolz sein könne. Das Hotel, seit 1773 im Familienbesitz, rühmt sich in seiner Selbstdarstellung der „familiären Betreuung der Gäste“, die für „höchste Gastlichkeit – individuell, unabhängig und persönlich“ stehe. In der Eleganz eines Grand Hotels vereinten sich „die Wärme kultivierter Gastlichkeit und das Gefühl von Harmonie und Geborgenheit“, heißt es weiter.