Googles Cloud wächst zu langsam

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Die Google-Muttergesellschaft Alphabet hat mit ihren am Dienstagabend vorgelegten Quartalszahlen die Börse enttäuscht. Zwar steigerte Alphabet den Umsatz im Schlussquartal vor allem wegen eines starken Werbegeschäfts im Vergleich zum Vorjahresquartal um zwölf Prozent auf 96,5 Milliarden Dollar. Der Konzerngewinn legte sogar um 28 Prozent auf 26,5 Milliarden Dollar zu. Doch weil Analysten sich mehr von Googles Cloud-Geschäft erwartet hatten, fiel der Aktienkurs im nachbörslichen Handel um sieben Prozent.

Google verkündete einen Anstieg der Cloud-Erlöse um 30 Prozent auf knapp 12 Milliarden Dollar. Analysten hatten im Durchschnitt mit 12,2 Milliarden Dollar gerechnet. In der vergangenen Woche blieb schon das Cloud-Geschäft des Google-Rivalen Microsoft leicht hinter den Erwartungen zurück.

Nichtsdestotrotz kündigte Alphabet an, die Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) nach 52,5 Milliarden Dollar im Vorjahr abermals deutlich auszuweiten. Im laufenden Jahr will Alphabet 75 Milliarden Dollar für die Technologie ausgeben, wohl vor allem für KI-Rechenzen­tren. Schon Microsoft und der Facebook-Konzern Meta hatten zuvor Rekordinvestitionssummen angekündigt. Microsoft will im bis Ende Juni laufenden Finanzjahr 80 Milliarden Dollar in KI-Rechenzentren investieren; Meta plant dieses Jahr 60 Milliarden Dollar in KI und erweiterte Realität zu stecken.

Pichai zu Deepseek: „Sie haben sehr gute Arbeit geleistet“

Genau wie seine Tech-Vorstandskollegen Satya Nadella von Microsoft und Mark Zuckerberg von Meta gab sich Alphabet-Chef Sundar Pichai hinsichtlich der Konkurrenz durch das chinesische KI-Start-up Deepseek entspannt. „Sie haben sehr gute Arbeit geleistet“, sagte Pichai während der Vorlage der Quartalszahlen. Die eigenen KI-Modelle aus der Gemini-Flash-Reihe seien „mit die effizientesten Modelle“ auf dem Markt, auch verglichen mit den Modellen von Deepseek. Das chinesische Unternehmen hatte nach eigenen Angaben mit deutlich weniger Aufwand ein genauso starkes KI-Modell wie die Konkurrenz von Microsoft-Partner Open AI, Meta oder Google entwickelt. Das stellt die Milliardeninvestitionen der Techkonzerne in KI-Infrastruktur infrage und setzte ihre Aktienkurse unter Druck. Pichai argumentierte aber, ähnlich wie Nadella, dass günstigere KI die Nutzung der Technologie ankurbeln würde. Dadurch könne auch Googles Cloud-Geschäft profitieren.

Darüber hinaus kündigte Google das Versprechen auf, keine Künstliche Intelligenz für Waffen zu entwickeln. 2018 hatte Google in den Grundsätzen seiner KI-Aktivitäten diesbezüglich eine Selbstverpflichtung abgegeben, nachdem es in der Belegschaft Widerstand gegen die Mitarbeit an einem Drohnenprogramm des amerikanischen Militärs gegeben hatte. In den aktualisierten Vorsätzen steht nun, das Unternehmen wolle KI mit „breit akzeptierten Prinzipien des internationalen Rechts und der Menschenrechte“ in Einklang bringen.

Aktuell trägt aber nicht Künstliche Intelligenz, sondern immer noch das Werbegeschäft einen Großteil zum Alphabet-Umsatz bei. Der Bereich wuchs um 10,6 Prozent auf 72,5 Milliarden Dollar. Davon stammten 54 Milliarden Dollar aus verkauften Werbeanzeigen über die Google-Suchmaschine. Die Videoplattform Youtube brachte knapp 10,5 Milliarden Dollar an Werbeeinnahmen ein – rund 14 Prozent mehr als vor einem Jahr. Google bezeichnete die Ausgaben für Werbung zur amerikanischen Präsidentenwahl im November als Wachstumstreiber.

Analysten beobachten die Entwicklung von Googles Kerngeschäft genau, weil manche Marktbeobachter befürchten, dass KI-Anwendungen wie ChatGPT oder die KI-Suchmaschine Perplexity Googles Dominanz im Suchmaschinenmarkt bedrohen könnten. Statt Links anzuzeigen, fassen diese Anwendungen die Antworten auf Fragen direkt zusammen.