Angela Merkel will nicht schuld am Aufstieg der AfD sein

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Robert Habeck oder Friedrich Merz? Erbarmungslos vor diese schwierige Wahl gestellt, entscheidet Angela Merkel sich dann doch für das kleinere Übel: „Dann muss ich sagen: Merz.“ Denn sie sei ja CDU-Mitglied. 

Merkels Verhältnis zu ihrer Partei ist freilich weitgehend erkaltet, wenn es denn je ein inniges war. Auch andere frühere Parteivorsitzende und Kanzler haben nach ihrer Karriere ein schwieriges Verhältnis zu der Organisation entwickelt, ohne die ihre politische Karriere nicht möglich gewesen wäre.

Eine Zweckbeziehung

Bei Angela Merkel, die immerhin 18 Jahre lang Parteichefin war, fragte man sich jedoch nicht erst am Ende ihrer Amtszeit, wie sehr ihr die CDU wirklich zur politischen Heimat geworden war. Eher konnte man von einer Zweckbeziehung sprechen: Partei und Person profitierten voneinander. 

Seit das nicht mehr der Fall ist, macht Merkel auch kein Hehl mehr daraus, dass ihr nicht wärmer ums Herz wird, wenn sie ihr Parteibuch anschaut, ihr Puls sich aber beschleunigt, wenn sie an Merz denkt.

Manches, was er macht und sagt, muss man nicht unbedingt verstehen, wie jetzt auch nicht seine ausdrückliche Aufforderung, die FDP nicht zu wählen, die Partei also, die den Unionsparteien auf vielen politischen Feldern am nächsten steht. Aus der Ruhestandsreserve aber lockte Merz Merkel mit der Weigerung, seine Migrationspolitik nicht länger vom Abstimmungsverhalten der AfD abhängig zu machen.

Da warf sie dem CDU-Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten der Union staatspolitische Verantwortungslosigkeit vor. Daran hält sie fest, wie auch daran, selbst keine schwerwiegenden Fehler gemacht zu haben. Dafür, dass die AfD nun oft schon zweitstärkste Kraft ist, will Merkel nicht verantwortlich sein. 

Allerdings haben sich die Prozente der AfD schon von der Flüchtlingskrise bis zu Merkels Ausscheiden verdoppelt. Und der AfD-Boom danach geht zu großen Teilen auf das Konto von Grünen und SPD, die Merkels Migrationspolitik fortführten und denen Merkel sich nun als Kronzeugin der Anklage gegen Merz zur Verfügung stellt.