Kehl ist der große Gewinner

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Nach Mislintat-Aus

Er ist jetzt der große Gewinner beim BVB


06.02.2025 – 17:13 UhrLesedauer: 3 Min.

BVB-Sportdirektor Kehl (li.) mit Neu-Trainer Kovač und Geschäftsführer Ricken: Neues Führungstrio in Dortmund.Vergrößern des Bildes

BVB-Sportdirektor Kehl (l.) mit Neu-Trainer Kovač und Geschäftsführer Ricken: Neues Führungstrio in Dortmund. (Quelle: IMAGO/Dennis Ewert/RHR-FOTO/imago-images-bilder)

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Borussia Dortmund trennt sich von seinem umstrittenen Kaderplaner. Eine andere Führungspersönlichkeit steht nun gestärkt da – nach einem langen Machtkampf.

Und auf einmal könnte tatsächlich wieder so etwas wie Ruhe einkehren bei Borussia Dortmund. Zumindest vorerst, zumindest für BVB-Verhältnisse. Der in den letzten Wochen, wenn nicht gar Monaten krisengeschüttelte Revierklub ist seit drei Pflichtspielen ungeschlagen – und hat nun wohl auch das große Aufräumen in der Mannschafts- und Klubführung abgeschlossen. Zumindest vorerst, zumindest für BVB-Verhältnisse.

Trainer Nuri Şahin ist längst Geschichte, seit vergangenem Sonntag leitet Niko Kovač offiziell die Geschicke des Teams, das zuletzt immer wieder arg strauchelte. Durch den eindringlich emotionalen Interimstrainer Mike Tullberg scheint fast schon so etwas wie Aufbruchstimmung zu herrschen in Dortmund – und am Donnerstag nun gab es den möglicherweise letzten größeren Knall: Kaderplaner Sven Mislintat musste gehen.

“Lars Ricken, Geschäftsführer Sport des BVB, teilte Mislintat diesen Entschluss am Donnerstag persönlich mit”, heißt es in der Mitteilung der Schwarz-Gelben knapp. Der Umstand, dass dem wegen seines Gespürs für Talente einst “Diamantenauge” getauften Kaderplaner für seine Arbeit um den Verein nicht – wie sonst üblich – noch explizit gedankt wurde, sagt viel aus über die Atmosphäre in der Chefetage des Klubs.

Kehl hat nun niemanden mehr neben sich

Einer wird die Demission des 52-Jährigen aber mit Genugtuung vernommen haben – zumindest, wenn den Berichten über die internen Unstimmigkeiten Glauben zu schenken ist: BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. Denn der ist nun der große Gewinner bei Borussia Dortmund.

Aus dem kolportierten Dauerstreit, wenn nicht gar Machtkampf mit Mislintat ist Kehl, dessen Vertrag erst im Januar vorzeitig bis 2027 verlängert wurde, als Sieger hervorgegangen. Denn nun hat der 44-Jährige niemanden mehr neben sich, der ihm die Position streitig machen, ihn aus dem Amt zu drängen versuchen könnte.

Keine Einigkeit: BVB-Führungsetage um Watzke, Ricken, Sammer (v. li.) und Ex-Kaderplaner Mislintat (rechts).Vergrößern des Bildes
Keine Einigkeit: BVB-Führungsetage um Watzke, Ricken, Sammer (v. l.) und Ex-Kaderplaner Mislintat (rechts). (Quelle: IMAGO/Eibner-Pressefoto/Alexander Neis/imago-images-bilder)

Bereits zu Saisonbeginn machte die Nachricht über einen Zoff zwischen den beiden Führungsfiguren die Runde, der vom Verein aber schnell dementiert wurde. Die Berichte hielten sich jedoch hartnäckig. Mislintat, der bereits von 2006 bis 2017 für den Klub tätig war, war erst vor etwas mehr als einem Jahr nach Dortmund zurückgekehrt – und entfachte danach offenbar direkt den Konflikt mit Kehl, wagte bei Transfers wiederholt Alleingänge.

Nicht nur das: Kehl-Vertraute mussten reihenweise gehen, stattdessen holte Mislintat eigene Leute in den Klub (mehr dazu lesen Sie hier). Es soll mehrfach zu unprofessionellen Auseinandersetzungen gekommen sein, was auch im Klub offenbar kein Geheimnis mehr war. Zuletzt galt das Verhältnis der beiden als “zerrüttet”. Mehr noch: Die “Bild”-Zeitung berichtete, vor dem Champions-League-Spiel der Dortmunder gegen den FC Bologna hätten sich zwei BVB-Granden für eine Trennung sowohl von Şahin als auch von Kehl ausgesprochen: Mislintat – und BVB-Berater Matthias Sammer.

Nun ist stattdessen Mislintat weg, der schon bei seinen vorherigen Stationen Ajax Amsterdam (Mai bis September 2023) und VfB Stuttgart nicht unbedingt im Guten ausschied. In Amsterdam wurde ihm ein Interessenkonflikt beim Transfer von Borna Sosa aus Stuttgart zum niederländischen Rekordmeister vorgeworfen (mehr dazu lesen Sie hier), der damals designierte Ajax-Technikdirektor Alex Kroes nannte ihn gar einen “meisterhaften Betrüger”. Und auch in Dortmund ist man jetzt wohl im Unfrieden auseinandergegangen.

Spannend dazu: Sollte BVB-Berater Sammer indes weiter eine Trennung von Kehl befürworten, so steht er nun mutmaßlich alleine da. Und: Auch der 57-Jährige sah sich wegen seiner Doppeltätigkeit als BVB-Berater und TV-Experte zuletzt scharfer Kritik ausgesetzt, wirkt nicht mehr unantastbar.

Klar ist aber auch: Die Neuaufstellung von Borussia Dortmund, mit verschlankter Führungsetage und neuem Trainer, sie muss nun funktionieren. Ansonsten könnte es zur nächsten großen Aufräumaktion bei den Schwarz-Gelben kommen.