Den gängigen Theorien, wie Donald Trump auf seine Ideen kommt – genetische Disposition, frühkindliches Trauma, göttliche Eingabe, Koks –, wollen wir eine hinzufügen, die mindestens so viel erklären würde wie die schon erwähnten: Künstliche Intelligenz. Deren Einmischung hatten wir schon vermutet, als er mit Grönland, Kanada und dem Golf von Amerika anfing. Trumps Visionen von und für Gaza scheinen uns nun aber den endgültigen Beweis dafür erbracht zu haben, dass er, bevor er etwas raushaut, nicht nur Elon Musk konsultiert, sondern auch das Spieglein an der Wand in seinem Computer, das er ja auch täglich befragt, wer der Schönste, Klügste, Größte sei.
Allerdings scheint es ihm noch nicht gesagt zu haben, dass selbst die intelligenteste KI auf dumme Fragen auch nur dumme Antworten gibt, manchmal sogar nur frei erfundene. Die nennt man in Fachkreisen Halluzinationen. Ganz entscheidend für die Qualität des Outputs, das haben wir gerade selbst in einem Arbeitsladen für effektives Prompting gelernt, ist die Qualität des Inputs, also des Befehls, den man der KI gibt.
Der heißt Prompt, wohl weil die KI meistens sofort reagiert. Damit sie nicht erst lange fragen muss „Was du wolle?“, sollte man gleich am Anfang auch angeben, wer beziehungsweise was man selbst ist (Role), was die KI liefern soll (Task) und in welcher Form man das gerne hätte (Powerpoint-Präsentation, Liebesbrief, Fraktur).
Woher soll die KI wissen, dass Trump jetzt Präsident ist?
Trump scheint all diese Tipps nicht gekannt oder in der ihm eigenen Art schlicht ignoriert zu haben, als er in einer schlaflosen Nacht eintippte: „What shall I do with Gaza?“ Da die KI in Sachen Aktualität noch etwas hinterherhinkt, hätte Trump unbedingt auch eingeben sollen, dass er jetzt nur noch im Nebenberuf Immobilienspekulant ist, hauptberuflich aber Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Das hätte selbst die klügste KI aus keiner seiner Entscheidungen schließen können, die er seit dem Amtsantritt traf.
Daher war es also keine Überraschung, dass die KI ihm einen Traumstrand mit Luxushotels, Casinos und Golfplätzen zeigte, als er die Frage nach Gaza stellte, wobei wir uns gar nicht sicher sind, ob er nicht vielleicht nach Grönland fragen wollte. Doch spielt das eine Rolle? In Anlehnung an ein berühmtes Fußballer-Zitat kann man doch nur ausrufen: Grönland oder Gaza – Hauptsache, Riviera! Es ist so einfach, Trump glücklich zu machen.
Möglicherweise ist er ja auch deshalb so scharf auf Grönland, weil er dorthin die Palästinenser umsiedeln will, die „zur Abwechslung“ mal in Frieden leben sollen. Der Mann denkt eben immer an alles und macht dann keine halben Sachen. Deshalb hat er den Israelis nun auch die von Biden verweigerten Zwei-Tonnen-Bomben geliefert, mit denen sich der Rückbau der restlichen Ruinen in Gaza ungemein beschleunigen lässt.
Wie schlecht muss der Prompt von Göring-Eckardt gewesen sein?
Sollten angesichts solcher frischer Ideen nicht auch unsere Politiker öfter mal die KI fragen, was zu tun sei? Wir glauben, dass sie das schon heimlich ausprobieren, wenn auch mit unterschiedlichem Erfolg. Nur trumpdumm kann ein Prompt von Katrin Göring-Eckardt gewesen sein, wenn der Output lautete, dass die Migration „mit dem Alltag der Menschen verdammt wenig zu tun“ habe. Klarer Fall von Halluzination! Es hätte uns daher auch nicht gewundert, wenn die KI Trump und Göring-Eckardt gleichlautend vorgeschlagen hätte „Aber die Strandmauer muss bleiben!“
Rolf Mützenich scheint da viel klüger als die Grüne vorgegangen zu sein, als er die Rede vorbereitete, mit der er Merz die Leviten las. Der SPD-Fraktionsvorsitzende gab bestimmt zuerst seine Role ein (Großinquisitor, Exorzist) und lud dann das Alte Testament hoch (vorbildlicher Input!). Danach konnte die KI ja nur warnen, dass das Tor zur Hölle offen sei. Allerdings glauben wir nicht, dass Mützenich sie danach gefragt hatte, was von einer Zusammenarbeit von Union und AfD zu erwarten sei; das weiß er ja schon seit Langem. Wir nehmen eher an, dass die KI für ihn ein anderes mögliches Bündnis beurteilen sollte, was sie dann auch sehr überzeugend erledigte: eine Koalition aus Union und SPD.