Noboa muss in die Stichwahl

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Ecuadors Präsidentenwahl entscheidet sich in einer Stichwahl zwischen dem amtierenden Präsidenten Daniel Noboa und der linken Herausforderin Luisa González. Bei 70 Prozent der ausgezählten Stimmen lag Noboa bei 44,6 Prozent der Stimmen und damit weniger als einen Prozentpunkt vor González (43,8 Prozent), deren Rückstand sich mit fortschreitender Auszählung verkleinerte und die laut Prognosen gar Chancen hat, zu Noboa aufzuschließen.

Das knappe Resultat überrascht, hatten die meisten Umfragen Noboa in Führung gesehen, mit Chancen auf einen Sieg im ersten Wahlgang. Der indigene Führer Leonidas Iza, Kandidat der Pachakutik-Bewegung und Präsident der Konföderation der indigenen Nationalitäten (Conaie), landete mit knapp 8 Prozent auf dem dritten Platz und könnte bei der Stichwahl eine wichtige Rolle spielen. Bei den gleichzeitigen Parlamentswahlen zeichnet sich ein Sieg von Noboas konservativer Partei „Nationale Demokratische Aktion“ (ADN) ab, die damit die Dominanz der linken „Bürgerrevolution“ (RC) von Correa und González durchbrechen dürfte.

Ecuador kämpft mit einer Zunahme der Gewalt

Der 37 Jahre alte Noboa, Sprössling einer reichen Familie von Bananenproduzenten, kam 2023 nach vorgezogenen Neuwahlen an die Macht. Schon damals stand er in der Stichwahl González gegenüber. Am 13. April kommt es zur Wiederholung des Duells, wobei Noboa die besseren Chancen zugerechnet werden. Noboa hat die öffentliche Sicherheit zum Kern seiner Präsidentschaft und seiner Kampagne gemacht. Ecuador kämpft seit wenigen Jahren mit einer Zunahme der Gewalt durch die Präsenz von internationalen Verbrechersyndikaten, die Ecuador als Drehscheibe für den Kokainhandel nutzen. Noboa hat den Ausnahmezustand verhängt und das Land militarisiert. Die Mordrate ist im vergangenen Jahr um 16 Prozent zurückgegangen.

Die Indikatoren sind zwar rückläufig, doch signifikant war der Rückgang nicht. Der Durchschnitt der täglichen Morde sank nach offiziellen Angaben von 22 im Jahr 2023 auf 19 im Jahr 2024, was viele in Ecuador angesichts der markanten Erhöhung der Sicherheitsausgaben für unzureichend halten. Hinzu kommt, dass der Januar 2025 mit fast einem Mord pro Stunde als einer der gewalttätigsten Monate in die Geschichte eingehen wird. González, ein Schützling des früheren linkspopulistischen Präsidenten Rafael Correa, nutzt dies als Argument gegen Noboa. Sie sagt, dass das Organisierte Verbrechen nicht nur mit Polizeiaktionen, sondern auch mit einem Plan zur Korruptions- und zur Armutsbekämpfung bekämpft werden müsse.

Neben der Gewalt leidet Ecuador auch unter einer Rezession, die unter anderem auf eine schwere Energiekrise infolge einer Dürre zurückzuführen ist, die im vergangenen Jahr landesweit zu Stromausfällen führte. Im vierten Quartal des Jahres ging das Bruttoinlandsprodukt im Jahresvergleich um 1,5 Prozent zurück, was eines der schlechtesten Quartale seit der Pandemie bedeutete. Die Armutsquote ist nach Angaben des Nationalen Instituts für Statistik und Volkszählung im vergangenen Jahr von 26 auf 28 Prozent gestiegen, was gemeinsam mit der Gewalt zu einem Anstieg der Auswanderung von Ecuadorianern geführt hat.